März 2022

Cartaventura – Vinland

Zu den Neuheiten, die Kosmos für das Frühjahr 2022 vorgestellt hat, gehört auch die deutsche Version der Cartaventura-Spielreihe des französischen Verlages Blam!. Wir haben in Form von Vinland, das von den Autoren Thomas Dupont (Spielidee) und Arnaud Ladagnous (Szenario) entwickelt wurde, einen ersten Vertreter dieser Erzählkartenspiele einmal genauer unter die Lupe genommen. Geliefert werden die Cartaventura-Spiele in einer äußerst kompakten, quadratischen Box, in der sich 70 Spielkarten und das historische Beiheft zum jeweiligen Abenteuer finden.

Leif Eriksson, der Sohn von Erik dem Roten, macht sich auf, den Ruf seines Vaters wiederherzustellen. Welche Abenteuer werden ihn auf seiner Reise wohl erwarten?

Für eine Partie Cartaventura bedarf es keiner großen Vorbereitungen. Die Karten müssen lediglich aus der Box genommen werden und dann erklären die Kartentexte, was zu tun ist. Im Laufe einer Partie, die entweder alleine oder auch in einer Gruppe gespielt werden kann, füllt sich so der Spieltisch nach und nach mit Karten, die immer wieder Entscheidungsmöglichkeiten bieten. Je nachdem, welche Entscheidung man trifft, werden neue Karten aufgedeckt, vorhandene entfernt oder Aktionen ausgelöst. Dadurch entwickelt sich langsam eine Geschichte, durch die man den Charakter führt.

Cartaventura – Vinland ist ein kurzweiliges und sehr gut gemachtes Karten-Erzählspiel, wobei es hier ganz klar weniger darum geht, wirklich zu spielen, sondern eine Geschichte zu entwickeln und sie zu erleben. Von der Theorie her kann man ein solches Erzählspiel natürlich mit unbegrenzt vielen Personen spielen, aber schon bei unserer Vierertestrunde kamen dann bei jeder Entscheidung Diskussionen auf, welchen Weg man denn nun einschlagen sollte. Von daher ist Cartaventura eher als Solospiel geeignet. Die Spielidee an sich hat uns jedenfalls sehr gut gefallen und wir werden daher auch noch die beiden anderen Abenteuer Oklahoma und Lhasa in Zukunft einmal durchspielen.

Titel: Cartaventura – Vinland
Autoren: Thomas Dupont, Arnaud Ladagnous
Verlag: Kosmos

Match Master

Ein Nachzügler der 2021er-Neuheiten von HCM Kinzel ist das Kartenspiel Match Master, das wir uns heute einmal etwas genauer angeschaut haben. Die Verpackung bildet eine quadratische Box mit sympathischer Covergestaltung, in der sich in einem Tiefzieheinleger sicher verstaut die 75 doppelseitigen Karten und das Regelblatt verbergen.

Gleiche Farbe, gleiche Anzahl, gleiches Tier? Hier muss man genau hinschauen und schnell sein, denn sonst schnappen einem die Mitspieler die Karten vor der Nase weg.

Zur Spielvorbereitung müssen lediglich die Karten gemischt und mit der Kategorieseite nach oben in die Tischmitte gelegt werden. Der aktive Spieler deckt dann die oberste Karte auf und legt sie gut sichtbar neben den Stapel. So werden reihum immer weiter Karten aufgedeckt. Sobald ein Spieler mindestens zwei Karten sieht, die das Kategoriesymbol der obersten Karten des Stapels aufweisen, also dasselbe Tier oder dieselbe Farbe oder dieselbe Zahl zeigen, ruft er dieses laut aus und gewinnt so die Karten. Das Spiel endet, wenn nur noch eine Karte übrig ist. Es gewinnt, wer die meisten Karten hat.

Match Master ist in erster Linie ein Kartensammelspiel für Kinder, das aber auch als Partyspiel für Erwachsene durchaus geeignet ist. Während es bei Kindern die Auffassungsgabe stärkt, kann es gerade bei älteren Semestern immer wieder für Lacher sorgen, wenn dann einer im Eifer des Gefechts die falsche Kategorie ruft. Was zudem gefällt, sind die sympathisch gestalteten Kartengrafiken.

Titel: Match Master
Autor: k.A.
Verlag: HCM

The Border

Die zweite Neuheit des Jahrgangs 2022 des NSV Verlages aus Nürnberg ist das Roll`n Write The Border, das von den beiden Autoren Michael Kiesling und Reinhard Staupe entwickelt wurde. Geliefert wird es in einer flachen, quadratischen Box mit sehr kompakten Abmessungen. In dieser finden sich, dank eines Pappeinlegers sicher verstaut, die 4 abwischbaren Spielpläne, 4 Stifte, 5 Würfel und das Regelfaltblatt.

Das Land ist weit und jeder versucht, sich eines der Filetstücke zu sichern. Hier muss man schnell und clever agieren, denn sonst schnappen einem die Konkurrenten die besten Landstücke vor der Nase weg.

Zu Beginn einer Partie The Border erhält jeder Spieler einen Spielplan und einen Stift. Sobald ein Startspieler bestimmt ist, kann es dann auch schon losgehen. Der aktive Spieler würfelt mit allen 5 Würfeln. Er hat dabei bis zu 3 Versuche, wobei er nach jedem Wurf beliebig viele Würfel neu würfeln kann. Dann entscheidet er, welche der Würfel er selbst nutzen will, um Farbfelder auf seinem Spielplan anzukreuzen. Dabei muss er das jeweilige Farbsegment immer vollständig abschließen. Die restlichen Würfel können die Mitspieler nutzen, um auf ihren Spielplänen Farbfelder anzukreuzen, wobei sie immer nur Kreuze in Felder setzen können, welche neben bereits angekreuzten Feldern liegen. Kann ein Spieler so ein Gebiet komplett mit Kreuzen umschließen, sagt er dies an und erhält die entsprechende Punktzahl, wobei der Erste, dem dies für ein Gebiet gelingt, die höhere Punktzahl auf der Wertungsleiste bekommt. Sobald ein Spieler 6 Gebiete umschlossen hat, endet die Partie. Die Spieler zählen nun ihre gewonnenen Punkte zusammen, wer die meisten hat, gewinnt.

Zugegeben, der Autor dieser Zeilen ist ein bekennender Fan von Roll`n Write Spielen, aber hier war wirklich unsere komplette Testredaktion begeistert. The Border spielt sich schnell und ohne große Wartezeiten und ist ziemlich gut ausbalanciert, was Taktik und Glück betrifft. Von daher muss man hier seine Strategie bei jedem neuen Würfelwurf immer wieder überdenken, um am Ende vor allen anderen ein Gebiet mit Kreuzen zu umschließen. Der einzige kleine Wermutstropfen ist die Tatsache, dass The Border nur für maximal 4 Spieler gedacht ist.

Titel: The Border
Autoren: Michael Kiesling, Reinhard Staupe
Verlag: NSV

All about Animals

Unter den 2022er-Neuheiten von Moses ist uns das Wissens-Schätz-Spiel All about Animals aufgefallen, das wir uns dann doch einmal etwas näher anschauen wollten. Als Verpackung dient diesem Titel des Autors Peer Sylvester eine in elegantem Schwarz gehaltene, rechteckige Box, in der sich 200 Karten, 12 Tafeln, 8 Plättchen, 5 Figuren, 15 Marker, die Anleitung und ein doppelseitiges Poster befinden.

Du weißt alles über Tiere? Wirklich alles? Dann kannst Du Dein Wissen hier ja gleich einmal testen. Wobei es manchmal schon reicht, wenn man nur gut schätzt. Denn alles kann bekanntlich niemand wissen.

Zur Vorbereitung einer Partie werden zunächst die Aussagetafeln verdeckt gemischt und dann 4 von ihnen in die Tischmitte gelegt. Dazwischen werden gemäß Anleitung die 8 Risikofelder platziert. Sobald sich die Gruppe entschieden hat, ob sie mit den leichten oder schweren Tierkarten spielen will, werden auch diese gemischt und mit der Tierseite nach oben in die Mitte des Spielfeldes gelegt. Sobald alle Spieler ihre Vetomarker erhalten und ihre Spielfigur auf das Startfeld der Zählleiste gesteckt wurde, kann es losgehen. Der aktive Spieler nimmt dann die oberste Karte vom Stapel und schaut, ob er das Tier einer der Aussagen auf dem Spielfeld zuordnen kann. Hat er seine Wahl getroffen, legt er die Karte auf das entsprechende Feld oder eines der Risikofelder, wenn er sich sicher ist, dass das Tier beide Bedingungen erfüllt. Sind seine Mitspieler der Meinung, dass seine Wahl korrekt ist, erhält er die entsprechende Punktzahl und rückt seine Figur auf der Zählleiste nach vorne. Denkt ein Spieler, dass er falsch liegt, legt er einen Vetomarker, die Tierkarte wird aufgedeckt und die Aussage überprüft. Waren die Zweifel berechtigt, erhalten alle, die die Aussage angezweifelt haben, 3 Punkte und der betreffende Spieler 2 Minuspunkte. Waren die Zweifel unberechtigt, erhält der Spieler seine Siegpunkte und alle, die seine Aussage angezweifelt haben, 3 Minuspunkte. Die Partie endet, sobald ein Spieler mindestens 30 Punkte erreicht hat.

All about Animals ist ein schön gemachtes Schätz-Spiel mit einfachen Regeln, das die komplette Familie spielen kann. Die Fragen sind dabei selbst schon bei den einfachen Tierkarten bisweilen extrem knifflig, so dass einem wirklich nichts anderes übrigbleibt, als zu schätzen. Auf spielerische Weise lernt man hier somit viel Wissenswertes über die Tierwelt. Als kleines Gimmick erhält man zudem noch ein Poster mit Informationen zu den verschiedenen Tieren, die im Spiel vorkommen. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die Zählleiste am Rand der Box, denn hier sind die Zahlen leider nur auf der Außenseite aufgedruckt, so dass man diese dann mitdrehen muss. Hier wäre es besser gewesen, wenn man auch auf der Innenseite die Zahlen in die Felder der Zählleiste gedruckt hätte. Dem Spielspaß an sich tut dies aber keinen Abbruch.

Titel: All about Animals
Autor: Peer Sylvester
Verlag: Moses

Lost Cities

Unter den vielen Titeln, die der Erfolgsautor Reiner Knizia in den letzten Jahren herausgebracht hat, findet sich auch das Roll`n Write Lost Cities, das beim Stuttgarter Kosmos Verlag erschienen ist. Da der Autor dieser Zeilen ein Faible für diesen Spieletyp hat, musste er es natürlich einmal genauer unter die Lupe nehmen. Die Verpackung ist jedenfalls schon einmal sympathisch kompakt und stimmt einen mit der Illustration einer südamerikanischen Stufenpyramide gleich auf die Hintergrundthematik der Forschungsreisen ein, die diesem Spiel zugrunde liegt. In der Box finden wir einen Block mit den Spielplänen, 6 Würfel und die Anleitung, womit auch schon das gesamte Spielmaterial aufgezählt ist.

Eine Expedition im Dschungel will gut geplant sein. Vor allem wann man startet und wie weit man voranschreitet, sollte man sich gut überlegen und dabei auch immer im Auge haben, was die Konkurrenten so treiben…

Zu Beginn einer Partie Lost Cities erhält jeder Spieler ein Blatt vom Spielplanblock und einen Stift. Der Startspieler greift sich dann die Würfel und es kann losgehen. Der jeweils aktive Spieler würfelt mit allen 6 Würfeln. Aus dem Würfelergebnis wählt er sich einen Farb- und einen Zahlenwürfel aus und trägt das gewählte Ergebnis in die Spalte der entsprechenden Expedition ein. Alle anderen Spieler wählen sich aus den verbliebenen Würfeln einen Farb- und einen Zahlenwürfel aus und verfahren analog. Hierbei ist zu beachten, dass die Spalten von unten nach oben befüllt werden müssen und im nächsthöheren Kästchen immer nur ein Würfelergebnis, das gleich hoch oder höher ist als im vorherigen Kästchen, eingetragen werden darf. In die Verdopplungsfelder ganz am Beginn der Spalten kann nur eine 0 eingetragen werden und das auch nur, solange die Spalte noch leer ist. Jeder Spieler kann in einer Runde auch passen und anstatt eine Würfelkombination zu wählen, auch eines der Würfelfelder auf seinem Spielplan abstreichen. Erreicht ein Spieler beim Befüllen einer Spalte ein Amphorenfeld, streicht er eine Amphore auf seinem Spielplan ab, erreicht er ein Beschleunigungsfeld, darf er in einer beliebigen Expeditionsspalte eine beliebige Zahl zusätzlich eintragen. Sobald alle Spieler alle Würfelfelder auf ihren Spielplänen abgestrichen haben, oder die Spielerunde alle 8 Bonusbrücken überschritten hat, endet die Partie. Es erfolgt eine Wertung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Der Kauf von Lost Cities hat sich – zumindest für mich – voll und ganz gelohnt. Wir haben hier einen wirklich sehr gut gemachten Vertreter des Roll`n Write-Spielprinzips vor uns, der sich flott und flüssig spielen lässt, einfache Regeln hat und auch nach einer Vielzahl von Partien nicht langweilig wird. Das Befüllen der einzelnen Expeditionsspalten will dabei genau überlegt sein, denn manchmal ist es besser, eine Expedition gar nicht erst zu beginnen und so mit 0 Punkten zu werten, als sie zu starten, aber dann nicht voranzukommen und so Minuspunkte zu kassieren. Wobei bei diesem Spiel der Glücksfaktor natürlich nicht zu unterschätzen ist, wenn manchmal die erhoffte Zahl und Farbe einfach nicht fallen wollen, oder einem vom aktiven Spieler vor der Nase weggeschnappt werden.

Titel: Lost Cities
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Kosmos

Shamans

Während der B-Rex Tage im September 2021 hatten wir ja schon die Gelegenheit, das Deduction Game Shamans von Cédrick Chaboussit in seiner englischen Version ein erstes Mal zu testen. Mittlerweile ist nun auch die deutsche Version bei Corax Games erschienen, so dass wir das Spiel nochmal in Ruhe einem Test unterziehen konnten. Geliefert wird es in einer sehr dezent gestalteten, rechteckigen Box, in der sich der Spielplan, eine Figur, 14 Plättchen, 61 Karten, 42 Marker und das Regelheft befinden.

Die Schamanen beschützen die Geisterwelten seit Anbeginn der Zeiten vor den Schatten. Doch ihre Mission ist in Gefahr, denn einige von ihnen sind den Schatten verfallen und versuchen, das Gleichgewicht zwischen den Welten zu stören und das Universum ins Chaos zu stürzen.

Bevor eine Partie Shamans starten kann, wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt, die Schattenfigur auf den Schattenpfad gestellt und die Artefaktplättchen auf die zugehörigen Felder gelegt. Danach zieht jeder Spieler verdeckt eine Charakterkarte. Zuletzt werden noch die Weltenkarten gemischt und als Handkarten an die Spieler verteilt und es kann losgehen. Der aktive Spieler spielt in seinem Zug eine seiner Handkarten aus. Reihum folgen nun seine Mitspieler. Können sie die Farbe bedienen, geschieht zunächst nichts, können oder wollen sie die Farbe nicht bedienen, bewegt sich die Schattenfigur für jede Karte der falschen Farbe ein Feld Richtung Mond. Haben alle Spieler eine Karte gelegt, wird ermittelt, wer die niedrigste und wer die höchste passende Karte gelegt hat. Derjenige, der die niedrigste passende Karte gelegt hat, darf sich ein Artefaktplättchen nehmen, wobei er eines der beiden offenen oder das oberste verdeckte vom Artefaktplättchenstapel nehmen darf. Solange es nicht die Maske der Wahrheit ist, bei der der Spieler sofort seine Charakterkarte aufdecken muss, kann er das Plättchen verdeckt vor sich ablegen und einsetzen, wenn er am Zug ist. Derjenige, der die höchste passende Karte gelegt hat, sammelt alle Karten ein und legt sie an den zugehörigen Bestimmungsort am Spielplan. Sobald er die letzte Karte eines Sets dort anlegt, löst er das zugehörige Ritual dieses Ortes, wie z.B. das Zurückziehen der Schattenfigur, den Tausch von Rollenkarten, usw. aus. Die Runde endet mit dem Sieg der Schamanen, wenn kein Spieler mehr Karten auf der Hand hat oder der letzte Schatten eliminiert wurde. In diesem Fall erhalten alle überlebenden Schamanen je 2 Siegpunkte. Die Schatten gewinnen, sobald die Schattenfigur den Mond erreicht. In diesem Fall erhalten alle überlebenden Schatten je 3 Siegpunkte. Falls am Ende einer Runde ein Spieler 8 Siegpunkte hat, gewinnt er die Partie und das Spiel endet.

Auch wenn wir uns ja für Deduction Games sonst nicht so wirklich begeistern können, hat uns Shamans schon damals während der B-Rex Tage extrem gut gefallen und daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Dieses Spiel nimmt auch Leute mit, die mit diesem Spielegenre sonst nichts am Hut haben, denn es spielt sich wirklich geschmeidig und ohne lange Pausen und bleibt dabei oft bis zuletzt spannend. Einen weiteren großen Pluspunkt bildet auch das Spielmaterial an sich, das eine optische Augenweide ist.

Titel: Shamans
Autor: Cédrick Chaboussit
Verlag: Corax Games

Mille Fiori

Auf der SPIEL `21 konnten wir am Stand von Schmidt Spiele bereits einen ersten Blick auf die Herbstneuheit Mille Fiori des bekannten Autors Reiner Knizia werfen. Mittlerweile ist das Spiel nun im Handel erhältlich und ein Exemplar hat es auch zu uns geschafft. Die Covergestaltung der quadratischen Box wirkt dabei dezent und elegant, was sehr gut zur Thematik der venezianischen Glasbläserdynastien passt. In ihrem Inneren finden wir sauber verpackt und sortiert das Spielmaterial, das aus dem Spielplan, 110 Karten, 120 Spielsteinen, 8 Figuren und dem Regelheft besteht.

Die Serenissima ist weltbekannt für die kunstvollen Produkte, die die Glasbläser in der Lagunenstadt herstellen. Dabei wetteifern die verschiedenen Hersteller darum, ihre Produkte immer weiter zu verbessern, um so ihre Konkurrenten am Ende auszustechen.

Eine Partie Mille Fiori ist recht schnell vorbereitet. Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt, jeder Spieler erhält die transparenten Rauten, das Schiff und die Zählfigur seiner Farbe, wobei er Schiff und Figur auf die entsprechenden Startfelder auf dem Spielplan stellt. Dann wird die Startspielerkarte aus den übrigen Karten aussortiert und diese anschließend gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Sobald die obersten 9 Karten von diesem Nachziehstapel offen neben dem Spielplan liegen, kann es losgehen. In jeder Runde teilt der jeweilige Startspieler an alle Spieler je 5 Karten vom Nachziehstapel aus, die diese auf die Hand nehmen. Nun wählen alle Spieler eine ihrer Handkarten aus, legen sie verdeckt vor sich ab und reichen die übrigen Karten nach links weiter. Beginnend mit dem Startspieler decken die Spieler anschließend ihre Karten auf, führen nacheinander die jeweilige Aktion aus und legen die Karten zuletzt auf den Ablagestapel. Die möglichen Aktionen umfassen das Platzieren eines Rautenplättchens auf dem Spielplan oder das Vorrücken mit der Schiffsminiatur, was beides Punkte bringt. Eventuell ermöglicht es dem Spieler auch noch, eine der offen ausliegenden Karten zu ziehen, deren Aktion er dann ebenfalls sofort abhandelt. Dieses Drafting wird so lange durchgeführt, bis nur noch 1 Karte an den nächsten Spieler weitergegeben würde, welche stattdessen offen neben den Spielplan gelegt wird. Damit endet die Runde, die Startspielerkarte wird nach links weitergereicht und die nächste Runde startet. Das Spiel endet, nach der Runde, in der der Nachziehstapel aufgebraucht wurde oder sofort, wenn ein Spieler sein letztes Rautenplättchen legt. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Spiele, bei denen man eigentlich für jede Aktion Punkte bekommt, sind wirklich selten und von daher spielt sich Mille Fiori zumindest anfangs recht ungewohnt. Ist man dann aber mal ein wenig im Spiel, läuft es doch recht flott. Man darf allerdings nicht den Fehler machen, sich hier eine große Strategie auszuarbeiten. Durch die zufällige Kartenvergabe und das Drafting hat man eh nur wenig Einfluss darauf, welche Karten man auf die Hand bekommt und welche Aktionsmöglichkeiten man somit hat. Hier muss man situativ entscheiden, wo man jeweils die meisten Punkte ergattern kann, wobei es gerade bei der ersten Partie recht schwierig ist, die diversen Legeregeln alle im Kopf zu haben. Was bei unserem Exemplar noch erschwerend dazukam, ist die Tatsache, dass wir noch eines der ganz frühen Spiele, bei denen sich einige Fehler ins Regelwerk eingeschlichen hatten, bekommen haben. Dies wurde aber mittlerweile durch Schmidt Spiele behoben, so dass die nun im Handel erhältlichen Spiele bereits die überarbeiteten Regeln haben sollten. Wer sich auf ein Spiel mit einem wahren Punkteregen einlässt, bekommt hier ein wirklich schön gemachtes Drafting-Game, das nicht zuletzt durch sein Spielmaterial besticht.

Titel: Mille Fiori
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Schmidt Spiele

Aquarena

Aqarena ist ein Bluffspiel des Autors Baptiste Le Corre mit Deduction- und Push your Luck-Elementen, über das wir während der SPIEL `21 am Stand von Geek Attitude Games aus Brüssel gestolpert sind. Die Covergrafik der quadratischen Box verrät schon, dass hier ein Teich und seine Bewohner die Hauptakteure sein werden. Und so finden wir denn in der Box den mehrteiligen Teich als Spielplan, 6 Figuren, 60 Karten, 25 Tokens, einen zusammensteckbaren Reiher, sowie die Regeln in englischer und französischer Sprache. Eine deutsche Version der Regeln ist online verfügbar.

Friedlich und ruhig ruht der See. Doch so friedlich geht es auf, in und um dieses Gewässer beileibe nicht zu. Hier herrscht ein knallharter Überlebenskampf, den nur diejenigen, die an der Spitze der Nahrungskette stehen, überleben werden.

Zur Spielvorbereitung wird zunächst der Teichspielplan gemäß Anleitung zusammengesetzt, in die Tischmitte gelegt und mit Fliegen-Tokens bestückt. Dann stellt jeder Spieler seine Frosch-Figur auf das Startfeld der Zählleiste, nimmt sich die Raubtierkarten in der zugehörigen Farbe, mischt sie und legt sie verdeckt vor sich ab. Sobald der Startspieler bestimmt ist und die Runden-Tokens bereitliegen, kann die Partie starten. Der aktive Spieler zieht die 3 obersten Karten seines Raubtierstapels, wählt nun eine davon aus, welche er auf ein Wasserfeld legt (in den ersten beiden Runden offen, in der dritten und vierten Runde verdeckt), legt eine weitere Karte ab und zieht wieder auf 3 Handkarten auf. Dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Haben so alle Spieler 4 Karten auf Wasserfelder gelegt, entscheidet der Startspieler, welches Feld zuerst abgehandelt wird. In diesem Feld werden alle Raubtierkarten aufgedeckt und dann nach ihrer Reihenfolge in der Nahrungskette ermittelt, wer wen frisst. Der dessen Raubtier überlebt, erhält es ggf. zusammen mit seiner Beute zurück. Dann entscheidet der linke Nachbar des Startspielers, welches Feld als nächstes betrachtet werden soll, usw. Sind so alle Felder abgehandelt, ermitteln alle Spieler den Wert der Beute, den ihre Raubtiere erlegt haben, und rücken ihre Froschfigur entsprechend auf der Zählleiste nach vorne. Alle Spieler erhalten ihre Raubtierkarten zurück, mischen diese wieder und die nächste Runde startet. Wer nach 4 Runden die meisten Punkte hat, gewinnt.

Aquarena ist ein einfaches und extrem kurzweiliges Bluffspiel, das nebenbei auch noch einen Lerneffekt für Kinder hat, verdeutlicht es doch sehr eindrücklich, wie die Nahrungskette an einem Gewässer aussieht. Die Regeln an sich bieten keine großen Klippen und sind schnell erlernt, allerdings sollte man immer mal wieder einen Blick in sie werfen, welches Raubtier von welchem anderen Raubtier gefressen werden kann und welches nicht. Dadurch dass die Hälfte der Karten verdeckt gelegt wird, muss man hier zudem immer sehr genau überlegen, in welches See-Feld man eigene Karten legt, denn man weiß vorher nie, was einen bei den verdeckten Karten am Ende erwarten wird. Von daher geht der Spielspaß eigentlich nie aus und Aquarena bietet einen hohen Wiederspielwert für die ganze Familie.

Titel: Aquarena
Autor: Baptiste Le Corre
Verlag: Geek Attitude Games

Sencha

Seit 2018 gibt es Taverna Ludica Games. Das kleine Familienunternehmen aus Aurich hat sich ganz dem Ziel verschrieben, Spiele auf den deutschen Markt zu holen, die es sonst nie hierher geschafft hätten. Eines von ihnen ist Sencha, das im spanischen Original 2019 bei Last Level Games erschienen ist. Dieses kleine Wirtschaftsspiel mit Workerplacement-Mechanismen kommt in einer sehr kompakten, rechteckigen Box daher, in der sich 37 Karten, 47 Holzwürfel, 20 Tokens, ein Beutel und das Regelheftchen finden.

Während der Edo-Periode herrschten in Japan die Shogune und auch sie wussten schon damals den Genuss von Tee sehr zu schätzen. Wird es Dir gelingen, zum mächtigsten Tee-Produzenten des Reiches der aufgehenden Sonne aufzusteigen?

Zur Spielvorbereitung erhält jeder Spieler eine Tempelkarte, eine Startarbeiterkarte, einen der Häusertokens in der Farbe seiner Wahl und 2 kleine graue Markerwürfel, die auf die Geld- bzw. Siegpunktleiste der Tempelkarte gelegt werden. Die übrigen Tokens werden auf die Häuserreservekarte in die Tischmitte gelegt. Zu dieser kommen auch noch die Gebietskarte, die nach Typ getrennten Arbeiterkarten, die Teemarktkarten als verdeckter Stapel und so viele Plantagenkarten, wie es Mitspieler gibt. Auf jede Plantagenkarte werden dann noch 2 zufällig aus dem Stoffbeutel gezogene Teewürfel gelegt und die oberste Karte vom Teemarktstapel aufgedeckt. Nun kann die Partie starten. Der aktive Spieler hat in seinem Zug eine Aktion, wobei er aus 5 Alternativen wählen kann. So kann er ein Haus kaufen oder ein Haus aus seinem eigenen Vorrat bauen oder einen neuen Arbeiter einstellen oder Tee produzieren und sammeln oder den gesammelten Tee verkaufen. Diese Aktionen kosten bzw. bringen ihm Geld oder sorgen für Siegpunkte. Sobald ein Spieler die Nachfrage der letzten Teemarktkarte erfüllt oder 7 Siegpunkte erreicht hat, wird die Runde noch zu Ende gespielt und es erfolgt eine Endwertung. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Ganz so wie man eine gute Tasse Tee am besten in Ruhe genießt, ist auch Sencha ein Spiel, bei dem man herrlich entschleunigen kann. Nichtsdestotrotz ist es aber keinesfalls langweilig, denn hier muss man immer genau im Auge haben, was die Mitspieler so treiben, denn sonst sind die schon sicher geglaubten Einnahmen aus dem Teeverkauf oder die Siegpunkte plötzlich weg, weil einem die anderen zuvorgekommen sind. Von daher haben wir eine gut gemachte Wirtschaftssimulation, die nicht zuletzt auch durch das mit wirklich viel Liebe zum Detail gestaltete Spielmaterial zu punkten vermag.

Titel: Sencha
Autoren: Paco Yanez
Verlag: Last Level Games / Taverna Ludica Games