Februar 2021

Anansi

Anansi ist ein Stichspiel des Autorenduos Cyril Blondel und Jim Dratwa, das zu den Herbstneuheiten 2020 von HeidelBär Games gehörte und kurz nach der SPIEL.digital in den Handel kam. Für die Illustrationen der kompakten Box wie auch der insgesamt 96 Karten, die wir zusammen mit dem Regelblatt in derselben finden, zeichnen Dayo Baiyegunhi und Emmanuel Mdlalose verantwortlich.

Ist Anansi nun eine Spinne oder ein Mensch? Auf jeden Fall ist er der Hüter der Geschichten, denn er hat es in vielen Jahren geschafft, alle Geschichten zu sammeln, um so absolute Weisheit zu erlangen. Doch am Ende erkannte er, dass er wahre Weisheit nur erlangen wird, wenn er seine Geschichten mit den Menschen teilt und sie so inspiriert.

Zur Vorbereitung einen Partie Anansi werden zunächst die Zuhörer-, Tricksterbonus- und Trumpfkarten gemäß Anleitung ausgelegt und alle Storykarten gemischt.  2 von ihnen werden dann offen unter den zugehörigen Trumpfkarten platziert und von den restlichen je nach Anzahl der Spieler die in den Regeln vorgegebene Zahl verteilt. Der jeweils aktive Spieler muss in seinem Zug eine seiner Handkarten ausspielen. Hierbei kann er entweder in den Stich spielen oder Zuhörer anwerben, indem er eine Karte offen vor sich auslegt und entsprechend der Kopfsymbole auf ihr Zuhörerkarten nimmt, die er jederzeit auf seinen Storystapeln platzieren kann. Nachdem jeder Spieler so eine Karte im aktuellen Stich ausgespielt hat, wird dieser ausgewertet. Der Gewinner erhält den Stich und legt ihn als verdeckten Storystapel vor sich ab. Karten, die genutzt wurden, um Zuhörer anzuwerben, gehen in die Trumpfauslage, wodurch sich die Trumpffarbe ändern kann. Haben alle ihre letzte Handkarte ausgespielt endet die Runde und jeder Spieler bildet, sofern möglich, einen Wertungsstapel, wobei Zuhörerkarten Zusatzpunkte und ggf. auch noch einen Tricksterbonus einbringen können. Nach 3 Runden ist die Partie zu Ende und die Spieler zählen alle Punkte ihrer Wertungsstapel zusammen. Der mit den meisten Punkten gewinnt.

Zugegeben, als wir die Beschreibung von Anansi das erste Mal gelesen haben, waren wir etwas skeptisch, doch erwies sich dies schnell als unbegründet. Wir haben es hier mit einem klassischen Stichspiel zu tun, das dieses altbekannte Spielprinzip wieder einmal neu und, wie wir finden, sehr gut interpretiert. Von daher werden gerade Fans dieses Genres aber nicht nur diese hier ihre Freude haben. Wie bei Kartenspielen von HeidelBär üblich, sind darüber hinaus die Karten natürlich wieder einmal optisch mehr als ansprechend gestaltet und bieten auch in der Haptik das Maximum an Spielgenuß.

Titel: Anansi
Autoren: Cyril Blondel, Jim Dratwa
Verlag: HeidelBärGames

Captain Wondercape

Unter den Sommerneuheiten des Hutter Verlages des Jahres 2020 befand sich auch das Geschicklichkeitsspiel Captain Wondercape, das das Autorenduo Walter Obert und Carlo Emanuele Lanzavecchia entwickelt hat. Der namensgebende Superheld ziert denn auch das Cover der schukartonförmigen Box, welche gleichzeitig auch noch Teil des Spielmaterials ist. Dieses umfasst desweiteren den Superheldenclip, einen Würfel, eine Pipette, 8 sogenannte A-Bomben und eine Rolle Toilettenpapier, was für manche in der heutigen Zeit, in der Toilettenpapier ja immer mal wieder gehamstert und damit zur Mangelware wird, den Kaufpreis schon wieder wettmachen dürfte.

Der mutige Captain Wondercape kämpft täglich gegen Schmutz und das Übel auf dieser Welt. Doch sein Gegenspieler der hinterhältige Professor Albertus Pi versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern. Er weiß, der magische Umhang von Captain Wondercape verleiht ihm seine Kraft, doch ist er auch seine Achillesferse.  Und so setzt er seine verheerenden Waffen ein, um unseren Superhelden scheitern zu lassen.

Vor der ersten Partie Captain Wondercape muss zunächst der Aktionswürfel beklebt und die Rolle Toilettenpapier mit dem beiliegenden Halter in der Spielbox befestigt werden. Desweiteren muss auch noch ein Glas Wasser bereitgestellt werden. Das Spiel hat so viele Runden, wie Spieler teilnehmen, wobei jeder einmal der Superheld ist. Hierzu klemmt der aktuelle Superheldenspieler den Superheldenclip am ersten Blatt Toilettenpapier fest, das aus der Box herausragt. Die anderen Spieler unterstützen dagegen Professor Pi, wobei sie sich in ihren Tätigkeiten abwechseln. Einer hält z.B. die Box fest, ein anderer würfelt den Aktionswürfel, der vorgibt, um wie viele Blatt der Superheldenspieler das Toilettenpapier aus der Box zieht und ob bzw. wie viele A-Bomben und / oder Spritzer aus der Pi-Pipette ein weiterer Spieler auf das Toilettenpapier legt bzw. spritzt. Die Runde endet, sobald entweder das Papier reißt oder alle A-Bomben verbraucht sind oder eine A-Bombe herunterfällt. Das Toilettenpapier wird dann an der Box abgerissen und der nächste Spieler ist als Superheld an der Reihe. Am Ende gewinnt derjenige, der den längsten Toilettenpapierstreifen hat.

Captain Wondercape richtet sich natürlich in erster Linie an eher jüngere Spieler, ist es doch schon ab 7 Jahren spielbar und diesem Anspruch wird es vollauf gerecht. Die Regeln sind kindgerecht einfach und leicht verständlich gehalten und auch die komplette Aufmachung spricht eine eher jüngere Zielgruppe an. Allerdings hat Captain Wondercape auch als Partyspiel für Ältere durchaus Potential, vor allem wenn man es in größerer Runde spielt, denn es erfordert letztlich einiges an Geschicklichkeit, das Toilettenpapier, das den Umhang des Captains bildet, intakt zu halten und gleichzeitig die A-Bomben darauf zu balancieren, damit er lange genug wird, um zu gewinnen.

Titel: Captain Wondercape
Autoren: Walter Obert, Carlo Alberto Lanzavecchia
Verlag: Hutter

Night of the living Dead

Seit 2012 sind bereits mehrere über Kickstarter finanzierte Titel der kooperativen Zombicide-Spielreihe erschienen. Die kreativen Köpfe hinter dieser Spielereihe sind die Autoren Raphael Guiton, Jean-Baptiste Lullien und Nicolas Raoult des französischen Verlages Guillotine Games. Den internationalen Vertrieb der Reihe haben CMON Games und Asmodee übernommen. Als neuster Ableger der Zombicide-Reihe ist Ende 2020 nun eine Brettspieladaption des Horrorfilmklassikers Night of the livining Dead erschienen, bei der bereits die Covergestaltung die Gruselatmosphäre des Films einfängt. Öffnet man die mehr als voluminöse, quadratische Box finden wir darin eine weitere Schachtel, in der 66 Miniaturen in passenden Tiefzieheinlegern sicher verstaut sind, sowie 6 Charakterbögen, 6 Spielplanteile, 111 Karten, 25 Plättchen, 6 Würfel, 12 Bases, 48 Markierungsstifte, 6 Spieler-Tableaus und das Regelheft.

Vor kurzem Verstorbene erheben sich wieder von den Toten und machen Jagd auf die Lebenden! Diese Ghule können nur durch einen Schuß in oder einen harten Schlag auf ihren Kopf getötet werden. Wird es unserer Gruppe von Überlebenden gelingen, die Nacht gemeinsam zu überstehen und über sich hinauszuwachsen? Oder werden die Ghule sie überrennen?

Zur Spielvorbereitung müssen sich die Spieler zunächst auf eines der Szenarien im Regelheft einigen und dann den Spielplan aus den einzelnen Teilen gemäß der Anleitung aufbauen. Diese gibt auch vor, wo und welche Brutplättchen, weitere Plättchen, Karten und Figuren auf und um den Spielplan platziert werden müssen. Die 6 Überlebenden werden nun unter den teilnehmenden Spielern verteilt, wobei sie für jeden Charakter ein Spieler-Tableau, den Charakterbogen und die zugehörige Miniatur mit einer Base erhalten. Nachdem die Tableaus noch mit Markierungsstiften bestückt und jeder Charakter zufällig Startausrüstungskarten erhalten hat, müssen nur noch die Spieler-Miniaturen auf dem Startfeld platziert werden und die Partie kann beginnen. In der Spielerphase führen die Spieler nacheinander maximal 3 Aktionen für jeden von ihnen kontrollierten Charakter aus. Dies kann eine Bewegung um ein Feld, das Durchsuchen eines Raumes, das Öffnen oder Schließen einer Tür, das Bauen, Öffnen oder Verschließen einer Barrikade, das Umsortieren oder Tauschen von Ausrüstungskarten oder der Kampf gegen einen Ghul sein. Haben so nacheinander alle Spieler ihre Aktionen durchgeführt, folgt die Ghulphase. Hier werden nun alle Ghule aktiviert und können 1 Aktion nämlich Angriff oder Bewegung durchführen. Danach wird noch eine Ghul-Karte gezogen, die vorgibt, wie viele neue Ghule auf dem Ghul-Brutplättchen am Ende der Runde auftauchen. Ist auch dieser Schritt abgehandelt, beginnt mit einer neuen Spielerphase die nächste Runde. Das Spiel endet, sobald die im gewählten Szenario vorgegebenen Bedingungen für den Sieg oder die Niederlage erfüllt sind.

Wer die Zombicide-Reihe kennt, bekommt hier einen solide gemachten neuen Vertreter dieser kooperativen Spielreihe, der auch regeltechnisch keine Überraschungen bietet. Neueinsteiger mögen dagegen im ersten Moment sowohl von der Fülle an Spielmaterial als auch den auf den ersten Blick recht umfangreichen Regeln etwas erschlagen sein, doch merkt man recht bald, dass die Grundregeln schnell erlernt sind und sich das Spiel an sich auch sehr flott und flüssig spielt. Dank der verschiedenen Szenarien und des durch die zufällig gezogenen Ghul- und Ausrüstungskarten immer wieder unterschiedlichen Spielverlaufs kommt zudem auch bei mehreren Partien nacheinander keine Langeweile auf.

Titel: Night of the Living Dead
Autor: Raphael Guiton, Jean-Baptiste Lullien, Nicolas Raoult
Verlag: CMON Games / Asmodee

Rajas of the Ganges

Das Roll`n Write Rajas of the Ganges der Autorin Inka Brand ist eine der Herbstneuheiten des Jahrgangs 2020 im Programm des Hutter Verlages. Das Spiel kommt in einer quadratischen, kompakten Box daher, deren Covergestaltung einen sofort auf die Indien-Thematik, die als Hintergrundgeschichte des Spieles dient, einstimmt.  In der Box finden sich 2 Spielblöcke, 8 Würfel, 5 Tableaus, der Startspielerelefant zum zusammenstecken und das mehrsprachige Regelheft.

Großmogul Akbar hat seine Rajas und Ranis zusammengerufen. Er will sein Land weiterentwickeln und dies kann nur gelingen, wenn seine Landesfürsten ihre Provinzen auf Vordermann bringen. Und so beginnen diese, Straßen zu bauen, Gebäude zu errichten, Handel zu treiben und den Ganges zu befahren, um Ruhm und Reichtum anzuhäufen. Doch am Ende kann nur einer von ihnen der angesehenste Landesfürst werden.

Zur Spielvorbereitung muss zunächst der Startspielerelefant zusammengesteckt und an alle Spieler ein Blatt von einem Spielblock und ein Würfelablagetabelau ausgegeben werden. Sobald auch noch die Würfel bereitgelegt sind und jeder Spieler einen Stift hat, kann es auch schon losgehen. Der jeweilige Startspieler nimmt die 8 Würfel und würfelt sie. Dann wählt er einen aus, legt ihn auf sein Würfelablagetabelau und führt die entsprechende Aktion aus.  Dies bedeutet bei einem lila Würfel das Einsammeln von Waren, bei einem grünen den Bau von Wegen, bei einem blauen das Befahren des Ganges und bei einem orangenen eine Palastaktion. Den zweiten Würfel derselben Farbe platziert der Startspieler auf dem Startspielerelefanten, so dass er für die anderen Spieler nicht mehr nutzbar ist, es sei denn, sie setzen Karmapunkte ein. Ansonsten wählen nun alle anderen Mitspieler im Uhrzeigersinn aus den verbliebenen Würfeln einen aus, den sie entsprechend auf ihrem Würfelablagetabelau ablegen und die Aktionen ausführen. Haben so alle Spieler einen Würfel genutzt, endet die Runde. Der Elefant wandert im Uhrzeigersinn zum nächsten Spieler und eine neue Runde startet. Die Partie endet, sobald sich bei einem Spieler die Ruhmes- und die Geldleiste auf dem Spielerblatt überschneiden, wobei die aktuelle Runde noch zu Ende gespielt wird. Es gewinnt derjenige, bei dem sich die beiden Leisten am weitesten überschneiden.

Das Spielprinzip von Rajas of the Ganges klingt im ersten Moment recht simpel, doch zeigt sich hier recht schnell, dass der Teufel wie so oft im Detail steckt. Zum einen sind die eigenen Aktionsmöglichkeiten immer sehr stark davon abhängig, wann man in der jeweiligen Runde an der Reihe ist, sprich, welche Würfel einem dann überhaupt noch zur Verfügung stehen. Zum anderen will jede Aktion an sich sehr gut geplant sein, denn vor allem im späteren Spielverlauf kann man mit minimalem Einsatz oft ein Maximum herausholen, wenn eine Aktion zusätzliche Bonusaktionen ermöglicht. Von daher bleibt das Spannungslevel über die gesamte Partie auf hohem Niveau und es entscheidet sich oft erst in letzter Minute, wer am Ende wirklich gewinnt.

Titel: Rajas of the Ganges
Autorin: Inka Brand
Verlag: R&R Games / Hutter