November 2019

Stuttgarter Messeherbst 2019

Wenn die Tage kürzer werden und sich die Blätter an den Bäumen bunt färben, weiß man, es ist die Zeit des Stuttgarter Messeherbstes gekommen. Dabei hat das Konzept dieses Jahr einige Veränderungen erfahren, die nicht zuletzt auch auf das veränderte Besucherverhalten der letzten Jahre zurückgehen. So haben nicht nur einige der neun Messen, die um die Gunst der Besucher buhlen, die Hallen gewechselt, auch die Messedauer hat sich deutlich auf vier Tage reduziert. Für Spielefans aus dem Südwesten, denen die Anreise zur SPIEL in Essen zu weit ist, war hier natürlich wieder die Spielemesse, die vom 21. bis zum 24. November stattfand, der wichtigste Grund für einen Besuch der Landesmesse am Flughafen. Wie üblich teilt sich die Spielemesse die 10.000 m² von Halle 1 mit der Kreativ.

Ebenfalls Tradition ist, dass die Spielemesse nicht so sehr eine Verkaufsmesse ist als vielmehr eine Messe, bei der das Testen und Ausprobieren der Spieleneuheiten – rund 700 dieses Jahr – und -klassiker im Vordergrund steht. Daher nehmen Spieletische an den Ständen der Verlage und auf der zentralen Spiele-Insel des Game-Point Bietigheim natürlich auch den Hauptteil der Fläche ein. Ein besonderes Highlight des Rahmenprogramms dieses Jahr war der Schüleraktionstag „Spiel Dich schlau“, der Kinder aller Altersklassen zu einer Spiel- und Bewegungsrallye eingeladen hat. Desweiteren traten im Duell der Schulen die Finalisten der baden-württembergischen Brettspielmeisterschaften gegeneinander an und auf der Empore fand ein Stacking-Turnier statt.

Zur Tradition der Spielemesse gehört es mittlerweile auch, dass sich der Verein Schwabenstein 2×4 auf der Galerie der Halle 1 mit seinen beeindruckenden LEGO-Kreationen präsentiert. Das Highlight dieses Jahr war der imposante Nachbau des Kriegsschiffes Bismarck. Daneben gab es noch einen Weltrekordversuch, bei dem die Vereinsmitglieder zusammen mit den Messebesuchern auf 250 m² gemeinsam versucht haben, die längste Duplo-Zugstrecke der Welt zu bauen.

Wer dann etwas Abwechslung von den Spielen brauchte, dem bot sich wie stets der Besuch der übrigen Messehallen an, die unter anderem die Themen Haustiere mit Animal oder Modellbau mit der Modell + Technik abgedeckt haben. Und für das leibliche Wohl war einmal mehr auf der eat & Style gesorgt.

Pegasus Spiele Tage

Am 15.11.2019 war es mal wieder soweit. Die vierwöchigen Pegasus Spiele Tage starteten. Bei dem Event, das Pegasus zusammen mit dem stationären Fachhandel und Spieleclubs veranstaltet, haben Spielebegeisterte diesmal die Gelegenheit noch bis zum 15.12.2019 vier Neuheiten aus dem Programm der Friedberger zu testen. Es handelt sich hierbei um die Familien- und Kennerspiele Bumúntú, Der Kartograph, Evidence und Bücherwurm – Das Würfelspiel.

Eine Übersicht über die teilnehmenden Fachhändler und Spieleclubs findet sich unter:

https://www.pegasus.de/community/events/pegasus-spiele-tage/

Frantic – Troublemaker

Vor einiger Zeit hatten wir hier bereits das boshafte, kleine Kartenspiel Frantic des schweizer Spieleverlages Gamefactory vorgestellt, das mittlerweile fester Bestandteil jeder unserer Spieleabende ist. In Form von Frantic – Troublemaker haben die Autoren Fabian Engeler, Pascal Frick, Stefan Weisskopf und Pierre Lippuner auch noch eine Erweiterung entwickelt, deren 36 neue Karten zum Teil auf Ideen der Frantic-Fangemeinde zurückgehen. Sie finden sich, zusammen mit dem Regelfaltblatt, das die neuen Karten erklärt, in einer kleinen, diesmal weiß gehaltenen Box.

Um mit der Erweiterung spielen zu können, ist das Grundspiel nötig, in dessen Kartendecks die neuen Spezial- und Ereigniskarten hineingemischt werden müssen. Eine Partie an sich läuft dann wie aus dem Grundspiel bekannt ab.

Frantic – Troublemaker ist eine rundum gelungene Erweiterung, die mit den neuen Spezialkarten weitere „Nettigkeiten“ ins Spiel bringt, mit denen man seinen Mitspielern nach Herzenslust das Leben schwer machen kann. Und auch die neuen Ereigniskarten haben es teilweise wirklich in sich. Praktischerweise bietet die Box des Grundspiels dann auch noch so viel Platz, dass auch die neuen Karten der Erweiterung samt Regelfaltblatt problemlos in ihr mit untergebracht werden können.

Titel: Frantic – Troublemaker
Autoren: Fabian Engeler, Pascal Frick, Stefan Weisskopf, Pierre Lippuner
Verlag: Gamefactory

Space Marine Heroes – Series 2

Bereits seit letztem Jahr ist Space Marine Heroes im Handel. Das Sammelfigurenspiel von Games Workshop wird dabei in Deutschland von Amigo vertrieben. Eine erfolgreiche Kooperation, wie sich zeigt, denn mittlerweile ist die zweite Sammelfigurenserie erschienen, die sich diesmal Charakteren der Blood Angels widmet. Wie schon bei Series 1 kommen die Figuren wiederum in Bausatzform zusammen mit Anleitung und Charakterkarte in einer kleinen kompakten Pappschachtel daher. Der Käufer muss dabei einen Blindkauf tätigen und erfährt erst beim Öffnen der Schachtel, welchen der 9 Space Marines der Serie er ergattert hat.

Wie bei Games Workshop üblich, sind die Miniaturen extrem detailverliebt gestaltet und lassen sich, nachdem man die Einzelteile aus dem Gussrahmen gelöst hat, dank der beigefügten Anleitung schnell und problemlos zusammenstecken. Klebstoff ist hierbei nicht nötig.

Das Regelwerk für Space Marine Heroes, das für 2 Spieler konzipiert ist, steht auf der Website der Serie zum Download bereit und umfasst auch einen Spielplan:

https://spacemarineheroes.com/de/

Daneben sind die Miniaturen aber auch problemlos im klassischen Warhammer 40.000 verwendbar. Space Marine Heroes bietet somit sowohl für Neulinge eine günstige Möglichkeit, einen ersten Einblick in das Spielsystem von Warhammer 40.000 zu werfen, als auch erfahrenen Spielern die Gelegenheit, ihre Space Marine Armeen zu vergrößern. Und auch der Sammelspaß gepaart mit dem Nervenkitzel, nicht zu wissen, welche der 9 Miniaturen sich nun in der Schachtel verbirgt, sind nicht zu unterschätzen. Von daher warten einige sicher schon voller Ungeduld auf Series 3, die voraussichtlich Ende 2020 erscheinen wird.

Titel: Space Marine Heroes
Autor: k.A.
Verlag: Games Workshop

Carnival of Monsters

Von vielen schon sehnsüchtig erwartet, ist mittlerweile Carnival of Monsters bei Amigo erschienen. Der Autor dieses Card-Drafting-Spiels ist niemand Geringeres als der Magic-Erfinder Richard Garfield. Urspünglich einmal als Kickstarter-Kampagne angelegt, hatte sich Amigo dieses Jahr entschieden, das Spiel nun doch komplett eigenständig herauszubringen, wofür Kartenillustratoren wie Dennis Lohausen, Loic Billiau, Claus Stephan und andere als Mitstreiter gewonnen werden konnten. Entsprechend aufwendig gestaltet präsentiert sich daher auch schon das Cover der Box, in der sich das komplette Spielmaterial in Form des Spielplans, 240 Karten, 5 Spielertableaus, 3 Würfeln, 24 Markern, Münzen, der Punkteblock und die Regeln verbergen.

Die Königliche Monstrologische Gesellschaft veranstaltet alljährlich ihr Bankett, den Carnival of Monsters, bei dem ein angehender Monstrologe in den elitären Kreis aufgenommen wird. Doch die Hürden hierfür sind hoch und nur demjenigen, der die beeindruckendste Menagerie an Monstern aufweisen kann, die er auf gefährlichen Reisen in magische Länder zusammengetragen hat, wird am Ende die Ehre zuteil werden, in die Vereinigung aufgenommen zu werden.

Zu Beginn einer Partie Carnival of Monsters werden zunächst die Carnivalkarten gemischt und zusammen mit dem Geld, den Markern und den Kreditkarten auf dem Spielplan platziert. Die Saisonkarten werden gemischt und 4 ebenfalls auf den Spielplan gelegt. Danach erhält jeder Spieler sein Spielertableau, sein Startkapital und 2 zufällig gezogene Startländer, die er offen vor sich auslegt. Das Spiel besteht aus 4 Runden, die immer identisch ablaufen. Zuerst wird die oberste Saisonkarte aufgedeckt, die vorgibt, welche Monster diese Runde einen Bonus liefern, dann erhalten alle Spieler 8 Carnivalkarten, von denen sie eine auswählen und vor sich ablegen, während die anderen an den nächsten Spieler weitergegeben werden. Die abgelegte Karte kann nun entweder ausgespielt oder für später verdeckt behalten werden.  Dieses Card-Drafting erfolgt so lange bis alle Karten verbraucht sind, worauf sich die so genannte Gefahrenprobe anschließt, wenn in dieser Runde Monster ausgespielt wurden, die ein Gefahrensymbol aufweisen. Zum Rundenende wird nun noch geprüft, ob ein Spieler die Siegbedingungen der Saisonkarte erfüllt, so dass er diese als Trophäe erhält. Nachdem die Spieler alle ausliegenden Monster in ihre Menagerien verschoben haben, beginnt die nächste Runde. Nach Ende der 4. Runde erfolgt die Endauswertung, bei der die Werte der Monsterkarten und sonstiger Karten, die Siegpunkte liefern, addiert werden. Der Spieler mit dem höchsten Punktewert gewinnt.

Im ersten Moment scheint das Regelwerk von Carnival of Monsters zwar recht komplex zu sein, doch lässt es sich relativ schnell und problemlos erlernen. Durch die Vielzahl der Karten, die immer neue Möglichkeiten und Strategieoptionen eröffnen, wird dieses Card-Drafting-Spiel nie langweilig und reizt einen immer wieder aufs Neue, noch eine weitere Partie zu starten. Was zudem begeistert, ist das Artwork des gesamten Spiels, bei dem nicht nur die Illustrationen der Karten, sondern auch des übrigen Spielmaterials mit extrem viel Liebe zum Detail gestaltet wurde.

Titel: Carnival of Monsters
Autoren: Richard Garfield
Verlag: AMIGO

37. Internationale Spieletage SPIEL `19

Wie auch in den Jahren zuvor, war der Besucheransturm auch zur diesjährigen SPIEL `19 gewaltig. Bereits in den frühen Morgenstunden füllten Menschenmassen die U-Bahnstation am Essener Hauptbahnhof, um sich mit der U 11 auf den Weg zur Messe zu machen, während andere mit dem Auto auf den Zufahrtsstraßen im Stau standen. Um ein begehrtes Spiel auch sicher zu ergattern, harren manche teils schon 2h, bevor die Messe um 10:00h ihre Pforten öffnet, vor den Eingängen aus. Gerade beim Zugangssystem gab es dabei dieses Jahr einige Änderungen. Die Tageskassen wurden an den neu geschaffenen, großzügig gestalteten Eingang Ost verlegt, wo auch an den Garderoben die Möglichkeit bestand, seine Einkäufe zwischenzulagern. Dadurch wurden die Eingänge West und Süd deutlich entlastet.

Einmal mehr wartet die SPIEL `19 mit Rekordzahlen auf. Die Ausstellungsfläche ist durch die diesmal komplette Belegung der Halle 6 auf nunmehr 86.000 m² angewachsen, auf der sich dieses Jahr 1200 Aussteller aus 53 Nationen mit rund 1500 Spieleneuheiten verteilt haben. Wie üblich belegten die großen Verlage die Hallen 1 – 3, während in den Hallen 4 und 5 eher kleine und Kleinstverlage ihren Platz fanden. Halle 6 war wiederum Comic-Fans und den Freunden von Rollen- und Miniaturenspielen vorbehalten.

Erstmals Teil des wie stets umfangreichen Rahmenprogramms der SPIEL war dieses Jahr auch der Educators Day. Hier bot sich Pädagogen, Lehrenden, aber auch interessierten Privatleuten die Möglichkeit, sich über das Potential der Nutzung von Brettspielen in der Schule aber auch der Erwachsenenbildung zu informieren. Ein besonderes Highlight unter den Podiumsdiskussionen war sicherlich die zur Situation der Brettspielverleger im Iran. Trotz vieler bürokratischer Steine, die ihnen nicht zuletzt auch von der deutschen Botschaft in Teheran in den Weg gelegt wurden, hatten es am Ende doch auch einige iranische Verlage erstmals auf die SPIEL geschafft. Leider waren die ausgestellten Spiele oftmals nicht käuflich zu erwerben, da sich wegen des Embargos gegen den Iran keine Spedition gefunden hatte, die den Transport übernehmen wollte.

Auch 2 Charity-Aktionen, die am Ende einen Erlös von 10.770 Euro zugunsten des Vereins Balu und Du, der sich der außerschulischen Förderung von Grundschulkindern widmet, erbrachte, fanden dieses Jahr auf der SPIEL statt. So gab es am Stand des Merz Verlages in Halle 3 einen Kuchenverkauf der Kuchenspende-Aktion BrettSPIELcake, während in Halle 5 Wundertüten mit von den Verlagen gespendeten Spielen verkauft wurden. Gerade letzteres übertraf alle Erwartungen, so dass die Wundertüten bereits am ersten Messetag ausverkauft waren.

Ähnlich überwältigend war der Zuspruch zur Preview Night, die bereits einen Tag vor Messestart stattfand und Spielefans die Möglichkeit bot, Neuheiten unter fachkundiger Anleitung zu testen. Die 500 Karten für das Event waren innerhalb weniger Minuten nach Freischaltung des Online-Portals ausverkauft.

Es mag daher kaum verwundern, dass die SPIEL auch bei den Besucherzahlen ihren Vorjahresrekord wieder eingestellt hat. 204.000 Besucher aus der ganzen Welt haben in den 4 Tagen den Weg nach Essen gefunden, um sich einen Überblick über die Spieleneuheiten zu verschaffen, sie zu testen und auch zu kaufen.

Die 38. Internationalen Spieltage SPIEL ’20 werden vom 22. bis 25. Oktober 2020 stattfinden und es steht zu erwarten, dass auch sie wieder alle Rekorde brechen werden.

 

SPIEL 19 – Messefundstück

Aus der Vielzahl der Neuheiten, die auf der SPIEL gezeigt werden, einzelne herauszugreifen, ist immer wieder schwierig. Das Kickstarter-Projekt, mit dem der noch junge Verlag Todys aus Schweden nun seinen ersten Schritt auf den Brettspielmarkt wagt, schien uns aber eine Erwähnung wert.

In Here be Dragons befinden wir uns in einer vom Krieg zerstörten Welt. Bis zu 6 mutige Helden erforschen im Auftrag der Königreiche das Land, um die Wildnis in Besitz zu nehmen und zu kultivieren. Dabei können sie den friedlichen Weg wählen oder aber den Konflikt mit ihren Mitspielern oder Monstern suchen, die überall lauern können. In einer Variante, kann zudem zu einem zufälligen Zeitpunkt auch noch ein Boss-Monster auftauchen, das nach und nach das Land verwüstet, wenn nicht alle Spieler gemeinsam versuchen, es zu vernichten. Neben der kompetitiven Komponente kommt so auch noch ein kooperatives Element in das Spiel.

Da Here be Dragons momentan nur als Prototyp existiert, war ein ausführlicher Test leider noch nicht möglich, doch werden wir diesen sicherlich nachholen, sofern das Projekt auf Kickstarter erfolgreich finanziert wurde und voraussichtlich 2021 auf den Markt kommt.

http://here-be-dragons.se/

https://www.kickstarter.com/projects/herebedragons/here-be-dragons-into-the-unknown?ref=a5pcfv&token=81f64fde