August 2018

innoSPIEL 2018 – Die Nominierten

Um in dem stetig wachsenden Markt der Gesellschafts- und Familienspiele die innovativen Neuerscheinungen aus der Masse der Angebots herauszuheben, hat der Friedhelm Merz Verlag, als Veranstalter der Internationalen Spieltage SPIEL, zusammen mit der Stadt Essen 2017 den Preis innoSPIEL ins Leben gerufen. Letztjähriger Preisträger war Magic Maze des Pegasus Verlages, das nicht zuletzt gerade durch den Innovationspreis große Aufmerksamkeit erlangt hat.

Auch 2018 hat nun eine Fachjury aus den Neuheiten des Jahres drei Titel ausgewählt, um sie für den innoSPIEL 2018 zu nominieren. Es sind dies im einzelnen:

Bonk

Maximal 4 Spieler versuchen hier, mit kleinen Stahlkugeln eine große Holzkugel ins gegnerische Tor zu befördern. Mit einer schwenkbaren Rutsche gibt dabei jeder Spieler den Stahlkugeln den nötigen Schwung, wobei die gebogene Spielfläche das Zielen erschwert.

Cool Runnings

Bei diesem klassischen Laufspiel müssen Spielsteine mittels Aktionskarten bewegt werden. In diesen Spielsteinen liegen echte Eiswürfel, so dass es nicht nur gilt, als Erster über die Ziellinie zu kommen, sondern auch, noch etwas von dem Eiswürfel über diese zu retten.

The Mind

Ohne jegliche Kommunikation müssen die Spieler bei The Mind versuchen, gemeinsam ihre jeweiligen Kartenhände in aufsteigender Reihenfolge abzulegen. Genauso minimalistisch wie die Regeln präsentiert sich auch das Spiel selbst, das lediglich aus 100 durchnummerierten Karten, einigen Lebenspunktekarten und Joker besteht.

Welcher der drei Nominierten letztlich den innoSPIEL 2018 erhalten wird, wird auf der Pressekonferenz zur SPIEL `18 am Vortag der Messe am 24.10.2018 bekanntgegeben werden.

Fotos: © Friedhelm Merz Verlag

7 Wonders – Leaders

Leaders ist die erste Erweiterung des Strategiespiel 7 Wonders des Autors Antoine Bauza, welche 2011 wiederum bei Repos Production erschienen ist. In einer kompakten kleinen Box verbergen sich ein neuer Spielplan, 41 Karten, 17 Münzen, sowie ein Plättchen, ein Wertungsblock und das Regelheft.

Jede Kultur war und ist maßgeblich von den großen Persönlichkeiten geprägt, die sie hervorgebracht hat. Nur wer die Fähigkeiten dieser antiken Persönlichkeiten richtig erkennt, wird sie am Ende zu seinem eigenen Vorteil einsetzen können.

Bei einer Partie mit der Leaders Erweiterung werden die neuen Gildenkarten für das dritte Zeitalter zu denen des Grundspieles gemischt und jeder Spieler erhält zu Beginn 6 statt 3 Münzen. Desweiteren startet das Spiel zunächst mit der so genannten Anführerphase, in der die Spieler jeweils 4 Anführer-Karten erhalten, von denen sie eine auswählen und die restlichen an den linken Nachbar weitergeben. Dies erfolgt so lange, bis jeder wieder 4 Karten als Starthand hat. Der weitere Spielablauf folgt den Regeln des Grundspiels, allerdings startet jedes Zeitalter mit einer Rekrutierungsphase, in denen die Spieler einen der Anführer auf ihrer Hand auswählen, um ihn auszuspielen und so entweder seine Fähigkeiten zu nutzen, oder mit ihm einen Baubabschnitt des eigenen Weltwunders zu vollenden oder ihn gegen 3 Münzen einzutauschen.

Mit Leaders kommt durch die Anführerkarten und ihre speziellen Fähigkeiten ein komplett neues Spielelement in 7 Wonders. Schon in der Anführerphase gilt es genau abzuwägen, welche Karten man an den Nachbarn weitergibt, weil diese sich durchaus auch auf einen selbst negativ auswirken oder dem Gegner am Ende wertvolle zusätzliche Siegpunkte bescheren können. Leaders ist daher eine interessante Ergänzung zum Grundspiel. Und nicht zuletzt liefert sie mit dem Kolosseum ein zusätzliches Weltwunder, das wie auch die neuen Gildenkarten für Abwechslung sorgt.

Titel: 7 Wonders – Leaders
Autor: Antoine Bauza
Verlag: Repos Production

Kingdomino und Queendomino mit 8 Spielern

Unlängst hatten wir hier das Spiel Queendomino des Autors Bruno Cathala vorgestellt, das von Pegasus Spiele vermarktet wird. In den Spielregeln ist eine Variante erwähnt, bei der Queendomino mit Kingdomino des selben Autors kombiniert wird und somit auch mehr als 4 Spieler an einer Partie teilnehmen können. Die Regeln gehen hierbei allerdings maximal von einer Sechserrunde aus. Da beide Spiele aber für jeweils 4 Spieler ausgelegt sind, lag es nahe, einmal eine Partie in einer Achterrunde zu testen.

Neben dem kompletten Spielmaterial aus Queendomino benötigt man hierzu aus Kingdomino noch die Startplättchen nebst zugehörigen Schlössern und Königsfiguren, sowie die 48 Dominosteine, die wie gehabt, gemischt und in den entsprechenden Turm gefüllt werden. Der Aufbau und der Spielablauf folgen den Regeln von Queendomino mit der einzigen Ausnahme, dass immer 8 statt 4 Dominosteine ausgelegt werden, wobei man diese abwechselnd aus dem Turm von Queendomino und jenem von Kingdomino zieht.

Außer der Tatsache, dass die Münzen teilweise ausgehen, was aber kein wirkliches Problem darstellt, da man hierfür notfalls auch aus anderen Spielen Ersatzmünzen nutzen kann, haben wir nichts entdeckt, was gegen die Spielbarkeit in einer Achterrunde spricht. Die Wartezeiten, bis man selbst wieder am Zug ist, sind natürlich etwas länger, aber da man in der größeren Runde noch mehr auf die Züge der Mitspieler achten muss, fällt dies nicht wirklich ins Gewicht. Die Kombination von Kingdomino und Queendomino für Spielrunden mit 5 bis 8 Spielern ist daher absolut empfehlenswert.

Titel: Kingdomino, Queendomino
Autor: Bruno Cathala
Verlag: Pegasus Spiele

Preview: Chartered – The Golden Age

Noch nicht auf dem Markt ist die Wirtschaftssimulation Chartered – The Golden Age des holländischen Verlages Jolly Dutch Productions, von der wir den Prototyp schon testen konnten. Das Spielmaterial, das sich bereits recht seriennah präsentiert, ist in einer stabilen, sehr schön gestalteten Box untergebracht und umfasst den zweiseitigen Spielplan, die Kurstabelle, Bau-, Anteils- und Ereigniskarten, Fähnchen in den 6 Spielerfarben, die Miniaturen der Hauptquartiere für die verschiedenen gehandelten Waren nebst zugehöriger Tokens und die Miniaturen der Warenhäuser.

In Chartered befinden wir uns im Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Als Händler versuchen die Spieler am Aufbau und Wachstum großer Handelshäuser mitzuwirken und so am Ende selbst zu Reichtum und Wohlstand zu gelangen. Doch nur wer seine Taktik klug wählt und Anteile der gewinnbringendsten Handelshäuser günstig erwirbt, wird am Ende erfolgreich sein.

Das Spiel ist für 2 bis 6 Spieler ausgelegt, wobei wir für unseren Test eine Sechserrunde gespielt haben. Der Aufbau ist schnell erfolgt. Hierzu werden Spielplan und Kurstabelle auf dem Tisch platziert, die Spielerfahnen und das Startkapital an die Mitspieler verteilt, die Warenhäuser und Hauptquartiere nebst Tokens und passender Anteilskarten bereitgelegt und die Baukarten gemischt. Von diesen erhält jeder Spieler 10 Stück als Starthand, 3 weitere werden offen neben dem Spielplan ausgelegt, während die restlichen als verdeckter Nachziehstapel dienen. Beginnend mit dem Startspieler führen nun reihum alle ihre Aktionen aus. Eine Möglichkeit ist es, eine der offenen Karten oder eine der verdeckten Baukarten vom Nachziehstapel zu kaufen. Die andere Option ist es, eine Baukarte der eigenen Hand zu spielen, um entweder ein neues Handelshaus zu gründen oder ein bestehendes zu vergrößern. Zusätzlich können anschließend noch 2 Anteile bestehender Warenhäuser gekauft oder Anteile aus dem eigenen Besitz an die Bank verkauft oder auf einem Handelsunternehmen, auf dem sich noch keine Spielerflagge befindet, eine Flagge gesetzt werden. Wachsen im Laufe des Spiels 2 Handelshäuser räumlich zusammen, kommt es zur Fusion, wobei das Unternehmen mit dem höheren Kurswert das mit dem niedrigeren schluckt. Die Anteilseigner des liquidierten Unternehmens geben ihre Anteile zum letzten Kurswert an die Bank zurück. Sofern auf dem Spielplan noch Bauplätze frei sind und jemand die entsprechende Baukarte hat, kann das liquidierte Unternehmen nun wieder neu gegründet werden. Sind alle Warenhäuserminiaturen verbraucht, endet die Partie und es erfolgt eine Endausschüttung für alle Anteile an den noch existierenden Unternehmen gemäß der aktuellen Kurswerte.

Chartered – The Golden Age kommt mit einer erfreulich kurzen und auch gut verständlichen Anleitung daher, was den Einstieg sehr leicht macht. Simpel ist das Spiel deswegen aber bei weitem nicht, denn es erfordert sehr viel Planung und strategisches Denken, zum richtigen Zeitpunkt, die richtigen Aktionen durchzuführen. Wie im wahren Leben ist manch Unternehmen, das eben noch an der Spitze war, plötzlich ein Übernahmekandidat und die eigenen Anteile für die spätere Endabrechnung, die die wirklich großen Gewinne bringt, wertlos. Was wir bei unserem Prototyp als nicht so ganz gelungen empfanden, ist die Tatsache, dass die Nummern der Bauplätze auf dem Board nicht mehr lesbar sind, wenn die Miniaturen einmal dort platziert sind, was es gerade bei Erweiterungen bestehender Gebäude etwas schwierig macht, das richtige zu finden. Auch gibt es noch einige kleinere Schwachpunkte in den Regeln und für die endgültige Version sollte auch mehr Spielgeld vorhanden sein. Im Großen und Ganzen halten wir Chartered aber für eine sehr gelungene Wirtschaftssimulation und drücken dem Team von Jolly Dutch Productions die Daumen für ihre Kickstarter Kampagne.

Titel: Chartered – The Golden Age
Autor: Arnold van Binsbergen, Xander Kneepkens
Verlag: Jolly Dutch Productions