September 2021

Feierabend

Während der SPIEL.digital letztes Jahr sind wir über den Bremer Verlag 2F-Spiele gestolpert, unter dessen Neuheiten sich auch das Worker-Placement-Spiel Feierabend befand. Da die Vorschaubilder vielversprechend waren und die Thematik ein interessantes Spiel erwarten ließ, haben wir ein Exemplar bestellt, das wir nun mittlerweile auch testen konnten. Die mit witzigen Illustrationen verzierte Box ist im Rechteckformat gehalten und fällt recht groß aus. Dies erklärt sich schnell, wenn man sie öffnet, denn das Spielmaterial ist mehr als umfangreich. So umfasst es 6 Spielpläne, 6 Spielerpläne, 72 Spielfiguren, 75 Marker, Münzen, einen Würfel und die Anleitung.

Wer kennt es nicht? Am Abend verlässt man gestresst den Arbeitsplatz und hofft auf ein wenig Erholung. Doch manch einer muss noch in einem Nebenjob Geld hinzuverdienen und auch beim Urlaub muss man um jeden Tag mit dem Arbeitgeber feilschen. So kann es nicht weitergehen. Die Arbeitszeit muss sinken, die Löhne steigen und dass Frauen weniger verdienen als Männer, ist auch nicht mehr hinnehmbar. Doch welches der Teams am Ende am besten eine Work-Life-Balance findet, wird sich erst noch zeigen.

Getreu dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, müssen zunächst einmal die 6 Spielpläne gemäß Anleitung aufgebaut und mit Markern der Spieler bestückt werden. Diese erhalten dann jeder ihren Fabrikplan und die Arbeiterfiguren in ihrer Farbe, die sie darauf ablegen. Nachdem der Startspieler bestimmt ist, werden noch Streikmarker und das Startkapital an die Spieler verteilt und dann kann die Partie starten. Der jeweils aktive Spieler wählt in seinem Zug aus einer der 3 möglichen Aktionen. Er kann entweder bis zu 3 seiner Arbeiter in eines der Kneipen- oder das Wohnungsfeld des Haushaltsplan stellen, wofür er Stress oder Erholung erhält, was er durch Verschieben des Markers auf der Erholungsleiste anzeigt. Zusätzlich können Kosten entstehen, oder der Spieler erhält Geld. Die zweite Option ist es, einen seiner Arbeiter auf den Freizeit-, Vergnügungs-, Urlaubs- oder Gewerkschaftsplan zu stellen. Dies liefert wiederum Erholung oder Streikmarker, kann Kosten verursachen oder man gewinnt Partner für seine Arbeiter, wodurch diese wieder mehr Erholung generieren können. Die dritte und letzte Option ist es schließlich, Streikmarker einzusetzen, um für bessere Arbeitsbedingungen, wie kürzere Arbeitszeiten, Urlaub, mehr Lohn oder die Reduzierung des Gender-Gap zu kämpfen. Hat sich der Spieler für eine der 3 Optionen entschieden und alle entsprechenden Aktionen durchgeführt, ist sein linker Nachbar am Zug. Sobald ein Spieler seine letzte Arbeiterfigur auf einen der Pläne stellt, muss er alle seine Figuren wieder zurück in seine Fabrik holen und abhängig von der Arbeitszeit den Marker auf der Erholungsleiste um den Stresswert zurücksetzen. Wenn ein Spieler auf der Erholungsleiste 40 oder mehr Erholung erreicht, wird so lange weitergespielt, bis alle Spieler alle ihre Arbeiter auf einem der Spielpläne platziert haben. Die Arbeiter gehen ein letztes Mal zurück in die Fabriken und wer nun den höchsten Erholungswert hat, gewinnt die Partie.

Feierabend präsentiert sich als klassischer Vertreter des Worker-Placement-Genres und bietet regeltechnisch keine wirklichen Überraschungen. Allerdings ist das Regelwerk auch ein wenig die Achillesverse dieses ansonsten gut gemachten Spiels. An einigen Stellen bleibt dieses nämlich recht schwammig, so dass man sich aus den Beispielszenarien selbst zusammenreimen muss, wie gewisse Situationen aufgelöst werden sollen. Das Spiel an sich spielt sich recht flott ohne größere Downtime für die inaktiven Spieler und vermag auch durch die schiere Fülle an Spielmaterial, das wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde, zu begeistern.

Titel: Feierabend
Autor: Friedemann Friese
Verlag: 2F-Spiele

Charity-Aktion von Asmodee und Days of Wonder zum Brustkrebsmonat

Brustkrebs ist noch immer die häufigste Krebsart, an der allein in Deutschland jedes Jahr rund 69.000 Frauen erkranken. Um dieses Thema mehr ins Bewusstsein zu rücken, veranstalten Asmodee und Days of Wonder pünktlich zum Brustkrebsmonat Oktober eine Charity-Aktion. Für die Spiele „Zug um Zug“ und „Zug um Zug Europa“ wird ein Set mit besonderen Bahnhöfen und Zügen herauskommen: „Zug um Zug – Play Pink“. Dieses enthält Spielsteine in pinker Farbe, die für das Thema Brustkrebs steht. 2,– € pro verkauftem Set gehen dabei an den Verein Brustkrebs Deutschland e.V., um Projekte zur Prävention, Aufklärung und Hilfe zu unterstützen.

Foto: © Asmodee

innoSPIEL 2021 – Die Nominierten

Wie jedes Jahr wird auch 2021 der Veranstalter der Internationalen Spieltage SPIEL, der Friedhelm Merz Verlag, zusammen mit der Stadt Essen den Preis innoSPIEL für ein Spiel, das sich durch ein besonders innovatives Konzept aus der Masse der Neuheiten hervorhebt, vergeben. Für diesen hat eine Fachjury, welche wie schon im Vorjahr aus den folgenden Personen besteht:

Michael Blumöhr, Kritiker, Veranstalter „Darmstadt spielt“
Christwart Conrad, Kritiker, Redakteur und Autor
Diana Dort, Autorin „Der Spiegel“
Karsten Höser, Verleger der Fachzeitschriften „Spielerei“ und „Spiel&Autor“, freier Lektor
Dr. Jürgen Karls, Spielbar.com
Nadine Pick, Inhaberin Fachgeschäft „Spielbrett Köln“
Christoph Post, Blogger „Brettspielbox“

3 Nominierte ermittelt, aus denen dann der Siegertitel gewählt wird. Dieser wird im Rahmen der SPIEL `21 in Essen bekanntgegeben werden.

Die Nominierten für den innoSPIEL 2021 sind:

Der perfekte Moment

Bei der Familienfeier sollen sich alle zum Gruppenfoto aufstellen, doch während sich die einen gerne nach vorne drängen, bleiben manche lieber im Hintergrund. Und wie üblich sagt natürlich keiner offen, wie er es denn gerne hätte. Innovativ ist hier der Ansatz, wie die Wünsche der Gäste mit den Spielern geteilt werden, die auch aus den Aktionen der Mitspieler kombinieren müssen, um selbst zu den richtigen Schlüssen zu kommen. Dadurch dass zur Auflösung ein echtes Foto geschossen werden muss, kommt zudem ein weiteres Medium ins Spiel.

Foto: © Corax Games

Ghost Adventure

Wolfskrieger haben das Waldreich überfallen und seine Schutzgeister gefangen. Nur eine kleine Geistermaus mit ihrem magischen Kreisel konnte entkommen und muss nun versuchen, das Waldreich zu retten. Bei diesem kooperativen Spiel für die ganze Familie ist der Kreisel kein Gadget. Hier ist Geschick erforderlich, um ihn über den Spielplan zu lenken und Kommunikation, damit er dem Mitspieler auf dem passenden Spielplan übergeben werden kann. Eine Anleitung im Comic-Stil ermöglicht zudem den intuitiven Zugang zu den Regeln.

Foto: © Pegasus

Micro Macro – Crime City

Diese Stadt trägt ihren Namen zurecht! Denn in Crime City ist das Verbrechen allgegenwärtig. Und es ist eine echte Herausforderung in diesem Großstadtgewimmel, den Tätern auf die Spur zu kommen. Der neue Ansatz, den dieses kooperative Detektivspiel liefert, ist der Einsatz eines Wimmelbildes als Spielmaterial. Das innovative Element, das es bietet, auf diesem Wimmelbild die einzelnen Kapitel einer Kriminalgeschichte zu verstecken, die die Detektive in gemeinsamer Knobelarbeit finden müssen.

Foto: © Edition Spielwiese / Pegasus

Wahlkrampf

Wir hatten ja unlängst hier das Spiel Ay, Corona von Isenmann Games vorgestellt. Passend zur heutigen Bundestagswahl soll es nun um das zweite Partyspiel dieses jungen Verlages gehen, das den Titel Wahlkrampf trägt. Die Verpackung von Wahlkrampf bildet wiederum die von Ay, Corona schon bekannte, kompakte, rechteckige Box, in der wir diesmal 73 Karten, 105 Geldscheine und das Regelheft finden.

Der Wahlkampf ist in vollem Gange und jeder der Kandidaten versucht, die Macht an sich zu reißen. Dabei ist jedes Mittel recht, um den eigenen Stimmenanteil zu steigern und so am Ende als Sieger aus der Wahl hervorzugehen.

Zur Spielvorbereitung werden zunächst die Wahlkampf-Karten und die Karten mit den verdeckten Zielen getrennt gemischt und verdeckt bereitgelegt. Dann erhält jeder Spieler eine Karte mit einem verdeckten Ziel und je nach Zahl der Mitspieler sein Startkapital. Danach gliedert sich die Partie in 3 Phasen. In Phase 1 zieht der jeweils aktive Spieler die oberste Karte vom Wahlkampf-Stapel, liest die Anweisungen vor und führt sie aus. Diese können nur ihn oder auch alle Spieler am Tisch betreffen. Danach geht die Karte an ihn oder einen seiner Mitspieler und wird offen – außer bei Korruptions-Karten – vor dem betreffenden Spieler abgelegt. War die gezogene Karte eine Eventkarte, kommt sie dagegen auf den Ablagestapel. Optional kann der Spieler einem Mitspieler ein Angebot machen, um Karten und Geld zu tauschen. Sind so alle Wahlkampf-Karten verteilt bzw. abgehandelt worden, folgt Phase 2. Hier müssen alle Spieler prüfen, ob Bedingungen, die ev. auf ihren Karten stehen, nun aktiv werden, aufgenommene Kredite müssen getilgt werden und gepfändete Karten können von Mitspielern gekauft werden, um das eigene Kartendeck zu optimieren. Danach rechnen die Spieler ihre Machtwerte aus. Derjenige mit dem höchsten Wert ist Startspieler in Phase 3. Zuletzt prüfen noch alle Spieler, ob sie ihre geheimen Ziele bereits erreicht haben und decken in diesem Fall die entsprechende Karte auf. Nun beginnt Phase 3, die ein klassisches Stichspiel ist, wobei die Wahlkampfkarten der Spieler die Handkarten bilden. Der jeweils aktive Spieler spielt dabei eine Karte aus, die die Farbe vorgibt, die bedient werden muss. Das Stichspiel endet, sobald alle Karten gespielt wurden, oder wenn ein Spieler mit seiner letzten Karte einen Stich macht. Abschließend zählen nun die Spieler die Werte aller ihrer gewonnenen Stiche zusammen. Derjenige mit den meisten Punkten gewinnt.

Wahlkrampf bringt wie auch Ay, Corona wieder sehr viel schwarzen Humor mit sich und nimmt das politische System gewaltig auf die Schippe. Die Regeln sind dabei deutlich komplexer als bei Ay, Corona und man muss sich erst einmal in sie einarbeiten, um zu verstehen, worauf es ankommt und welche Taktik man am besten fährt. Interessant ist das Konzept, das man hier eigentlich 3 Spiele in einem spielt, bei denen der Spielverlauf nicht selten witzige Wendungen nimmt. Von daher kann man Wahlkrampf durchaus als echtes, kleines Strategiespiel und nicht nur als reines Partyspiel bezeichnen. Was wiederum gefällt, ist das auch hier schön gestaltete, hochwertig gemachte Spielmaterial.

Titel: Wahlkrampf
Autor: Matthias Isenmann
Verlag: Isenmann Games

Team 3

Team 3 war eines der Spiele, das für den innoSPIEL 2020 nominiert war. Grund genug für uns, es uns einmal näher anzuschauen. Ursprünglich bei Brain Games erschienen, hat Abacus Spiele den Deutschlandvertrieb dieses Titels übernommen, für den das Autorenduo Alex Cutler und Matt Fantastic verantwortlich zeichnet. Das Spielmaterial bilden 83 Karten, ein Kartenhalter und 10 Bauteile, die allesamt inklusive des Regelfaltblattes in einer kompakten, rechteckigen Box ihren Platz finden.

Wer kennt nicht das Sprichwort „Nichts sagen, nichts hören, nichts sehen“ zu den berühmten 3 Affen? Dumm nur, wenn dieses Sprichwort auf ein Bauteam zutrifft, das ein Gebäude errichten soll. Ob es den Dreien am Ende wohl wirklich gelingt, ihr Gebäude wie geplant und in der vorgesehen Zeit zu vollenden?

Team 3 wird, wie der Name unschwer vermuten lässt, in Dreierteams gespielt. Vor der Partie wird festgelegt, wer den Part des Architekten übernimmt, die beiden anderen Spieler werden dann im Uhrzeigersinn zu Bauleiter und Bauarbeiter. Letzterer erhält die Bauteile, die er vor sich auslegt, während der Architekt die Bauplankarten der gewählten Schwierigkeitsstufe verdeckt, zusammen mit dem Kartenhalter vor sich platziert. Sobald auch noch ein Timer bereitgelegt ist, kann es losgehen. Der Architekt zieht die oberste Karte vom Bauplankartenstapel, schaut sie sich genau an und steckt sie, ohne sie seinen Mitspielern zu zeigen, in den Kartenhalter. Nachdem der Bauarbeiter die Augen geschlossen hat und seine Mitspieler die Bauteile gemischt haben, startet der Timer. Der Architekt muss nun mittels Gestik dem Bauleiter klarmachen, welches Bauteil benötigt wird und wo es platziert werden soll. Dieser muss die Infos dem Bauarbeiter zurufen, der wiederum blind versucht, das richtige Teil zu finden und korrekt zu positionieren. Gelingt dies innerhalb der vorgegebenen Zeit, gewinnt das Team, andernfalls verliert es.

Team 3 erfüllt die Erwartungen, die man an einen Nominierten für den innoSPIEL hat, vollauf, wird doch hier das Thema Teambuildingspiel auf gekonnte Weise neu interpretiert. Zudem bietet Team 3 wirklich jede Menge Spielspaß bei sehr hohem Wiederspielwert, denn es ist für das gegnerische Team eine wahre Gaudi, dem spielenden Team bei seinen chaotischen Versuchen, das Bauwerk zu vollenden zuzuschauen. Das macht Team 3 zu einem idealen Partyspiel aber auch zum schnellen, spassigen Spiel für Zwischendurch. Und damit die Baupläne nicht ausgehen, gibt es Team 3 auch gleich in 2 unterschiedlichen Editionen, die sich auch noch miteinander kombinieren lassen und beide jeweils eigene Mini-Erweiterungen haben.

Titel: Team 3
Autoren: Alex Cutler, Matt Fantastic
Verlag: Abacus Spiele

Greek Salad

Ursprünglich beim israelischen Verlag FoxMind erschienen, findet sich das Kartenspiel Greek Salad des Autors Dror Shomrat seit diesem Sommer in der deutschen Version im Vertriebsprogramm von Hutter. Wie bei einem Kartenspiel kaum anders zu erwarten, ist die rechteckige Box mit zum Thema passender Covergestaltung in ihren Abmessungen recht kompakt geraten. Öffnen wir sie, so finden wir darin das Regelheftchen und 60 Spielkarten.

Viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei, oder auch nicht. Sofern alle genau den Anweisungen der Küchenchefs folgen und die passenden Zutaten in den Salat geben, kann am Ende ein leckerer griechischer Salat aufgetischt werden.

Zur Spielvorbereitung müssen die Karten zunächst gemischt und dann an jeden Spieler verdeckt 6 ausgegeben werden. Die restlichen bilden den verdeckten Nachziehstapel, der in der Tischmitte platziert wird. Sobald die oberste Karte des Nachziehstapels aufgedeckt wurde, die damit zur ersten Karte des Abwurfstapels wird, kann es losgehen. Der jeweils aktive Spieler muss sich entscheiden, ob er eine seiner Handkarten ausspielt, oder – sofern er das nicht kann oder will – eine Karte vom Nachziehstapel auf die Hand zieht. Spielt er eine seiner Handkarten, muss diese immer mindestens eine Einheit mehr einer der Zutaten zeigen, als auf der obersten Karte des Abwurfstapels zu sehen ist. Alternativ kann er auch eine Sonderkarte ausspielen, deren Effekte sofort wirksam werden. Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle seine Handkarten ausgespielt hat.

Greek Salad ist ein schnelles, kleines Kartenspiel mit einfachen, leicht verständlichen Regeln. Es ist daher als Spiel für die ganze Familie geradezu prädestiniert. Trotz der einfachen Regeln kommt aber auch der Taktikaspekt nicht zu kurz, denn man muss sehr gut überlegen, ob und wenn ja wann man welche Karte ausspielt und ob es nicht hin und wieder sinnvoller ist, neue Handkarten aufzunehmen. Und wie bei allen taktischen Überlegungen gibt es dann natürlich noch die „lieben“ Mitspieler, die mit einer Sonderkarte alle Planungen wieder zunichte machen. Von daher ist hier Spielspaß bei hohem Wiederspielwert garantiert. Ein kleiner Kritikpunkt betrifft allerdings die Verpackung, der ein Einleger ganz gut getan hätte, damit die Karten nicht lose in ihr herumrutschen.

Titel: Greek Salad
Autor: Dror Shomrat
Verlag: FoxMind / Hutter

Avignon

Unter den Spielen von Frosted Games, die von Pegasus vertrieben werden, findet sich auch das Micro-Game Avignon, das für 2 Spieler ausgelegt ist. Autor des Spieles, das in einer überaus kompakten Box Platz findet, ist John du Bois. Bei den Abmessungen der Box ist es dann auch kaum verwunderlich, dass das Spielmaterial recht überschaubar bleibt. So besteht es gerade einmal aus 25 Karten und der Anleitung, wobei auch noch eine Minierweiterung zum Lieferumfang gehört.

Im Jahr 1378 kämpfen 2 Päpste um den Anspruch, die Christenheit zu führen. Der eine sitzt dabei in Rom auf dem Stuhl Petri, während der andere in Avignon seinen Palast hat. Und so entwickelt sich zwischen beiden ein Zweikampf um Macht und Einfluss, um sich am Ende als der einzig legitime Papst den Thron zu sichern.

Zur Spielvorbereitung werden zunächst die 5 Landkarten gemäß Regel ausgelegt und die 12 Personenkarten gemischt. 5 von ihnen werden anschließend offen unter der Genua-Karte ausgelegt, während die übrigen den verdeckten Nachziehstapel bilden. Ist ein Spieler am Zug, kann er 2 von 4 möglichen Aktionen wählen. Dies kann das Anflehen sein, bei dem er eine der offen ausliegenden Personenkarten um eine Landkarte zu sich heranzieht. Eine andere Aktion ist das Züchtigen. Hier schiebt er eine Personenkarte um eine Landkarte von sich weg. Beim Exkommunizieren tauscht er eine Personenkarte der Auslage gegen eine vom Nachziehstapel. Und bei der Bittschrift nutzt er schließlich die Bittschrift-Fähigkeit einer Personenkarte. Die Partie endet, sobald ein Spieler 3 Personenkarten in seine Kirchengemeinde gezogen hat oder er die Siegbedingungen einer Personenkarte erfüllt.

Frosted Games nennt diese Reihe nicht umsonst Micro-Game Reihe. Wie die anderen Vertreter ist auch Avignon ein mehr als kompaktes, kleines Spiel, das mit erfreulich knappen und leicht verständlichen Regeln sowie wenig Spielmaterial auskommt. Getreu dem Motto „klein aber oho“ ist es aber alles andere als simpel. Hier muss man sich wirklich jeden Spielzug genau überlegen und dabei im Auge behalten, welche Karten der Gegner und auch man selbst schon in seiner Kirchengemeinde hat und welche Personen bereits exkommuniziert wurden. Wer Spaß an schnellen Taktikspielen hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ein weiterer Pluspunkt ist zudem die Tatsache, dass auch gleich noch 6 Karten der Mini-Erweiterung „Ablass“ mitgeliefert werden, die zusätzliche Abwechslung in den Spielablauf bringen.

Titel: Avignon
Autor: John du Bois
Verlag: Frosted Games / Pegasus

Deutscher Spielepreis 2021 – Die Gewinner

Am heutigen Dienstag, den 14. September wurden die Preisträger des renommierten Deutschen Spielepreis 2021 bekanntgegeben. Gewinner des Hauptpreises ist dabei das Abenteuerspiel Die verlorenen Ruinen von Arnak des Autorenduos Michaela Štachová und Michal Štach, das bei Czech Games Edition erschienen ist.

© Czech Games Edition

Der Gewinner des Deutschen Kinderspielepreises 2021 wurde das bei Kosmos erschienene Dodo – Rettet das Wackel Ei! von Marco Teubner und Frank Bebenroth.

© Kosmos

Die Preisverleihung wird im Rahmen der SPIEL `21 in Essen stattfinden.

Twin it!

Unter den zahlreichen Neuheiten, die Asmodee für das Jahr 2021 vorgestellt hatte, war auch das Kartenspiel Twin it! des Verlages Cocktail Games, das das Autorentrio Nathalie und Rémi Saunier und Tom Vuarchex, der auch für die Illustrationen verantwortlich war, entwickelt hat. Es kommt in einer kompakten, rechteckigen und sehr bunt gestalteten Blechdose daher, in der wir in einem Tiefzieheinleger sicher verstaut die 135 Spielkarten und das Regelfaltblatt finden.

Das Kartenchaos beginnt! Hier braucht man gute Augen und schnelle Reflexe, denn nur wer vor allen anderen identische Kartenmotive entdeckt und sie sich sichert, gewinnt am Ende.

An einer Partie Twin it! können bis zu 6 Spieler teilnehmen. Diese müssen sich vor Spielstart einigen, in welchem der 4 Spielmodi sie spielen wollen. Hierbei stehen die klassische „Jeder gegen jeden“-Variante, die in Teams gespielte Variante „Die Clans“, das kooperative „Alle zusammen“ oder die kompetitive Variante „Der Ring“ zur Auswahl. Bei „Jeder gegen jeden“ werden die Karten zum Start der Partie gemischt und gleichmäßig auf alle Spieler verteilt. Der jeweils aktive Spieler deckt in seinem Zug die oberste Karte seines Stapels auf und legt sie in die Tischmitte. Dann folgt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn. Sobald auf diese Weise 2 identische Motive auf dem Tisch liegen, wobei hier egal ist, ob die Karten in der Tischmitte oder auf dem Nachzieh- oder den Set-Stapeln eines Spielers liegen, muss man so schnell wie möglich die Hände auf beide Karten eines Sets legen. Wem dies gelingt, gewinnt die Karten und legt sie als neues Set neben seinen Nachziehstapel. Wer falsch liegt, verliert ein bereits gewonnenes Set und legt es unter seinen Nachziehstapel. Sobald ein Spieler 5 Sets gewonnen hat, gewinnt er die Partie. Die Variante „Die Clans“ wird ähnlich gespielt, nur müssen hier je 2 Spieler aus einem Team eine Hand auf jeweils einer Karte eines Sets haben, um dieses zu gewinnen, und die Partie endet, sobald ein Team 5 Sets gewonnen hat. Bei „Alle zusammen“ wird eine Stoppuhr auf 1 Minute gestellt, gestartet und alle Karten auf dem Tisch verteilt. Nun versuchen alle, so schnell wie möglich passende Kartenpaare und -drillinge zu finden. Ist die Minute abgelaufen, werden die gewonnenen Paare und Drillinge gewertet und so ermittelt, wie gut die Gruppe war. Bei der Variante „Der Ring“ werden die Karten auf 5 Stapel verteilt, wobei einer in die Tischmitte, die anderen 4 an die 4 Ecken des Spielfeldes, des so genannten Rings, gelegt werden. Die Spieler decken nun im Uhrzeigersinn die oberste Karte eines beliebigen Stapels auf und legen sie irgendwo auf eine leere Stelle im Ring. Wenn ein Spieler 2 identische Motive sieht, muss er seine Hände schnellstmöglich auf die Karten legen, sofern diese innerhalb des Rings aber nicht auf einem Stapel liegen, bzw. eine Hand auf den Stapel in der Mitte legen, falls eine der Karten auf einem Stapel liegt oder Teil eines bereits gewonnenen Sets ist. Wer so zuerst 7 Sets sammelt, gewinnt die Partie.

Twin it! ist ein extrem schnelles und extrem chaotisches Kartenspiel, das uns wirklich sehr viel Spaß bereitet hat. Dazu hat nicht zuletzt auch das leicht psychodelische Design der Karten beigetragen, die sich teilweise sehr ähnlich sehen, so dass man in der Hektik oftmals versehentlich danebentappt, was für hämisches Gelächter der Mitspieler sorgt. Von daher ist Twin it! ein ideales Partyspiel. Ein weiterer Pluspunkt sind die verschiedenen Varianten, in denen es spielbar ist und die sich durch einen stetig steigenden Schwierigkeitsgrad auszeichnen.

Titel: Twin it!
Autoren: Nathalie Saunier, Rémi Saunier, Tom Vuarchex
Verlag: Cocktail Games / Asmodee

B-Rex Days 2021

Wir hatten uns ja mittlerweile irgendwie schon daran gewöhnt, dass Spieleverlage ihre Neuheiten nur noch virtuell in Online-Events vorstellen. Umso erfreuter waren wir daher, als wir vor einiger Zeit eine Einladung zu den B-Rex Days 2021 erhielten, die als Real-Event auf der Bischofsburg Liebenau in Schkopau stattfinden sollten. Deshalb haben wir auch sofort unsere Teilnahme zugesagt und ein Hotel in Merseburg, der nächst größeren Stadt neben Schkopau, gebucht. Nachdem sich die Coronazahlen ja seit August wieder steil nach oben bewegten, hatten wir zwar zunächst noch Bedenken, ob uns die Pandemie im letzten Moment nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte, doch war diese Sorge unbegründet. Und so konnten wir dann ab Freitag, 3. September für gut 2 Tage in der mittelalterlichen Bischofsburg, die den beeindruckenden Rahmen für das Event bot, die Neuheiten von Corax Games, Kobold, Giant Roc, Grimspire, Fun Bot und Mirakulus unter die Lupe nehmen und nach Herzenslust mit Kollegen und guten Freunden, die wir teils auch schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatten, unter fachkundiger Erläuterung von Erklärern testen.

Alle Neuheiten hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, denn zusammen genommen kommen wir, Erweiterungen bekannter Spiele mit eingerechnet, auf über 60! Von daher wollen wir uns hier auf die Neuheiten für 5 und mehr Spieler beschränken, die ja auch im Hauptfokus unseres Blogs liegen. Wobei wir sicherlich auch den einen oder anderen interessanten Titel für 4 oder weniger Spieler hier in der Zukunft noch vorstellen werden, den wir in diesen beiden Tagen ausprobiert haben.

Von Corax Games darf man sich auf das rundenbasierte Stichspiel Shamans freuen, das Deduktions-Elemente bietet und auch optisch eine echte Augenweide ist. Eher als Partyspiel ist dagegen Revelations ausgelegt, bei dem es darum geht, seine Mitspieler richtig einzuschätzen.

Unsere Stadt soll schöner werden, ist das Thema des Kartenspiels Village Green von Kobold, das auf den ersten Blick simpel erscheint, aber dann doch recht knifflig daherkommt. Ein wirklich toll gemachtes Drafting- und Tableauspiel ist Eine Wundervolle Welt vom selben Verlag, bei dem es gilt, eine geschickte Strategie zur Optimierung der eigenen Ressourcenproduktion zu entwickeln.

Das Strategiespiel Venedig von Giant Roc hatten wir hier ja schon vor einiger Zeit vorgestellt, ansonsten gab es nur Neuheiten für 4 und weniger Spieler, von denen einige aber auch mehr als interessant waren.

Neu im Programm von Grimspire ist das Roll`n Write Paper Dungeons, das wir unlängst schon getestet haben und demnächst hier im Blog noch ausführlich vorstellen werden. Ebenfalls bei Grimspire erscheint das semikooperative Spiel Deranged, bei dem jeder Spieler ein geheimes eigenes Spielziel hat.

Unter den Neuheiten von Mirakulus finden wir das Deduktionsspiel Grimms Maskerade, das einen in die Märchenwelt der Gebrüder Grimm entführt, während sich in König aller Barden bis zu 6 Sänger einen Wettstreit in den Kneipen der Stadt liefern.

Bei Fun Bot schließlich geht es im Geschicklichkeitsspiel Crash Octopus darum, möglichst schnell, möglichst viel Fracht auf das eigene Schiff zu bringen, während im Partyspiel Muse: Das Erwachen Spieler ihrem Team Hinweise geben müssen, hinter welcher Karte sich ihr Meisterwerk verbirgt.

Doch war hier noch lange nicht Schluss. In einem weiteren Raum der Schlossanlage warteten Prototypen zukünftiger Spiele darauf, ausprobiert zu werden. Logischerweise können wir an dieser Stelle nicht mehr verraten, aber hier werden in den nächsten Jahren definitiv noch einige sehr interessante Spiele auf uns zukommen.

Von daher war unser Ausflug nach Schkopau mehr als gelungen und es sei an dieser Stelle den Veranstaltern noch einmal recht herzlich für dieses tolle Event gedankt. Wir freuen uns jedenfalls schon auf ein Wiedersehen im Jahr 2022!