Im Schein des Sichelmonds

Erstmals hatten wir während der B-Rex-Tage im September 2023 Gelegenheit, das asymmetrische Strategiespiel Im Schein des Sichelmonds von Giant Roc anzutesten. Jetzt haben wir es endlich auch einmal geschafft, uns diesem Titel, welcher vom Autor Steve Mathers entwickelt wurde und der im englischen Original bereits 2022 bei Osprey Games erschienen ist, in einem ausführlichen Spieletest zu widmen. Als Verpackung dient dem Spiel eine quadratische Standardbox mit einer mehr als stimmungsvollen Covergrafik aus der Feder von Navid Rahman, welcher auch für das übrige Artwork verantwortlich zeichnet. Öffnen wir die Box, so finden wir in ihrem Innern das recht umfangreiche Spielmaterial, welches aus der vierteiligen Marktauslage, 66 Münzen, 16 Hexplättchen, zwei Leisten, drei Markern, 81 Monden, 82 Karten, 42 Plättchen, 48 Figuren, 60 Truppenplättchen, fünf Stoffbeuteln, dem Regelheft und den fünf Regelfaltblättern für die einzelnen Rollen besteht.

Das 10. Jahrhundert ist eine mehr als turbulente Zeit für die Mächte des Nahen Ostens. Während die einen einen beispiellosen Aufstieg erleben, geraten die anderen in die Abwärtsspirale des Niedergangs. Als Anführer einer der rivalisierenden Gruppen hast Du es in der Hand, Deinen Einfluss zu vergrößern.

Zur Spielvorbereitung muss sich die Gruppe zunächst einen der Geländevorschläge aus der Anleitung aussuchen und die Geländeplättchen entsprechend anordnen und mit Spielmaterial der einzelnen Rollen bestücken. Oberhalb dieses Territoriums werden die Marktauslage, sowie die Phasen- und die Zeitleiste platziert und letztere auch gleich mit den Leistenmarkern bestückt. Haben sich die Spieler für die Rolle entschieden, die sie spielen wollen, erhalten sie ihr persönliches Spielmaterial und Regelfaltblatt und setzen sich idealweise in der späteren Spielreihenfolge an den Tisch. Der Kriegsherr erhält nun die Machtkarte Kriegsführung, während die übrigen Machtkarten gemischt und diese dann als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt werden, von dem die Marktauslage bestückt wird. Der Kalif platziert dann noch seinen Palast auf dem Territorium und alle Spieler erhalten fünf Monde und ihr jeweiliges Startkapital. Die übrigen Monde, wie auch das Geld werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt. Nun kann die Partie starten, wobei jede Runde die Spieler immer in der Reihenfolge Kriegsherr, Scheich, Sultan, Kalif und Nomade (dieser nur bei Partien mit fünf Spielern) agieren. Das Spiel an sich läuft über drei bzw. vier Runden (Jahre), wobei jede Runde in einzelne Phasen und diese wiederum in einzelne Schritte zerfällt. Phase 1 ist der Jahresanfang. Hier erhalten die Spieler im ersten Schritt Einkommen aus dem allgemeinen Vorrat für Terrain, welches sie kontrollieren. Im zweiten Schritt ermitteln der Kriegsherr, der Kalif und der Nomade ihren Reservewert und ihre Stärke und stellen ggf. Truppen oder Söldner auf ihre Reservekarten. Im dritten Schritt nehmen die Spieler dann in der vorherigen Runde ausgespielte Machtkarten mit Charaktere und Kompanien wieder auf die Hand. Nun beginnt Phase 2, die Jahresmitte. Hier haben die Spieler insgesamt vier Aktionen, die sie reihum in der bekannten Reihenfolge durchführen. Dies kann den Bau von Befestigungen oder Siedlungen, die Einflussnahme auf Terrain, die Bewegung von Truppen, den Angriff gegnerischer Einheiten, das Rekrutieren neuer Truppen, das Bestechen oder Anwerben von Söldnern oder den Kauf von Machtkarten aus dem Markt bedeuten. Zudem haben die einzelnen Rollen ggf. noch Sonderaktionen, die nur sie nutzen können. In Phase 3, dem Jahresende, erhalten dann alle Spieler Mondpunkte entsprechend der jeweils erfüllten Bedingungen ihrer Rolle. Nach drei oder vier Runden gewinnt, wer die meisten Mondpunkte gesammelt hat.

Wir hatten Im Schein des Sichelmonds ja wie gesagt damals schon bei den B-Rex-Tagen einmal im Schnelldurchlauf angetestet und das Spiel hatte uns seinerzeit schon sehr gut gefallen. Bei unserem ausführlichen Test hat sich daran jetzt nichts geändert. Wer anspruchsvolle Strategiespiel mag, der wird hier definitiv voll auf seine Kosten kommen, denn bei diesem Spiel muss man wirklich sehr viel strategisches Denken aufbringen, um am Ende zu gewinnen. Das Konzept, dass jeder Spieler eine andere Rolle und damit andere Siegbedingungen aber auch Fähigkeiten hat, macht dabei einen Großteil des Reizes aus, denn jeder muss hier wirklich komplett anders spielen, um vorwärtszukommen. Allerdings ist dieser Punkt auch ein wenig die Achillesferse im Regelwerk, denn wenn ein Spieler nicht so spielt, wie ihm das die Regeln zugedacht haben, hakt es bisweilen ein wenig im Spielfluss. Das Regelwerk an sich ist zwar recht umfangreich und erschlägt einen im ersten Moment etwas, aber man merkt eigentlich sehr schnell, dass die Grundregeln gar nicht so kompliziert sind. Und auch die Sonderregeln für die einzelnen Rollen hat man schnell erfasst.

Titel: Im Schein des Sichelmonds
Autor: Steve Mathers
Verlag: Osprey Games / Giant Roc