Exploration

Während der SPIEL `22 in Essen sind wir über das Weltraum-Strategiespiel Exploration des noch jungen polnischen Verlages Ply Games gestolpert, das aus einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne hervorgegangen ist. Entwickelt wurde es von Damian Korus und einer ganzen Gruppe von Mitstreitern, die sich nicht zuletzt auch um das Artwork und das Design der Miniaturen gekümmert haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn schon das Cover der quadratischen Standardbox präsentiert sich mit einem stimmungsvoll edlen Design. Öffnen wir die Box, finden wir darin das Spielmaterial bestehend aus dem doppelseitigen Hauptspielplan, 3 Zusatzspielplänen, 143 Karten, einem Würfel, Tokens, 20 Standfüßen, 40 Raumschiffminiaturen, 50 Spielsteinen, 9 Hexplättchen und dem Regelheft, das dank einer Papp- und einer Kunststofftiefzieheinlage, sicher und sauber sortiert untergebracht ist.

Wir schreiben das Jahr 2063. Mond und Mars sind längst von der Menschheit kolonisiert, als neue, privat finanzierte Expeditionen starten, um unsere Nachbarplaneten auf der Jagd nach Ressourcen zu erforschen. Wer wird aus diesem Wettrennen wohl am Ende als derjenige hervorgehen, der das Tor in ein neues Weltraumzeitalter aufgestoßen hat?

Bevor eine Partie Exploration starten kann, muss sich die Spielerunde zunächst entscheiden, ob sie eine lange Partie mit 13 oder eine kurze mit nur 8 Runden spielen will und dann den Spielplan mit der entsprechenden Seite in der Tischmitte platzieren. Ebenso muss entschieden werden, ob ohne oder mit und wenn ja, mit welchen der Zusatzspielpläne gespielt werden soll. Dann werden die Raumschiff-, Gefahren-, Hauptmissions- und Nebenmissionskarten gemischt und verdeckt bereitgelegt. Auch die Manöver- und Entwicklungskarten werden gemischt. Von den Manöverkarten werden dann 5 gezogen und offen ausgelegt, die restlichen wandern zurück in die Box. Auch von den Entwicklungskarten werden 5 gezogen und offen ausgelegt, die restlichen werden daneben als verdeckter Nachziehstapel platziert. Zuletzt werden noch die Tokens, Raumschiffminiaturen und der Würfel bereitgelegt. Nun wählen die Spieler eine der Raumfahrtzentrumskarten und erhalten die zugehörigen Standfüße und Spielsteine in ihrer Farbe, sowie das auf den Raumfahrtzentrumskarten angegebene Startkapital, sowie ggf. angegebene Boni. Nachdem jeder Spieler noch 3 Nebenmissionskarten und 2 Hauptmissionskarten gezogen hat, wobei von letzteren eine ausgewählt und die andere wieder abgeworfen wird, kann die Partie starten. Exploration wird in 8 bzw. 13 Runden gespielt. In jeder Runde führt der jeweils aktive Spieler, wobei die Reihenfolge durch die Geschwindigkeit des jeweils schnellsten Raumschiffes der Spieler vorgegeben ist, eine Reihe von Aktionen durch. Diese gliedern sich in Vorbereitungs- und Erkundungsaktionen. In den Vorbereitungsaktionen erhält der aktive Spieler zunächst 5 Münzen von der Bank, er kann dann mit seinem Geld Technologiepunkte erwerben, um sein Technologielevel zu steigern. Anschließend kann er eine der ausliegenden Entwicklungskarten kaufen, die seinem aktuellen Technologielevel entspricht und erhält die entsprechenden Boni. Nun zieht er 3 Raumschiffkarten, von denen er eine kaufen kann, sofern er das zugehörige Technologielevel hat. Die Vorbereitungsaktionen enden mit dem optionalen Kauf von Manöverkarten, die den Raumschiffen in den folgenden Erkundungsaktionen zusätzliche Manövriermöglichkeiten geben, und dem Bau von Modulen, mit denen die Raumschiffe, die noch nicht gestartet sind oder sich im Erdorbit neben dem Startfeld des Spielers befinden, ausgestattet werden können. Dann beginnen die Erkundungsaktionen. Hier bewegt der aktive Spieler seine Raumschiffe in ihrem Orbit, wobei er durch den Einsatz von Energie die Flugrichtung, Geschwindigkeit und den Orbit verändern kann. Zieht ein Raumschiff dabei über ein Feld mit Geld-Symbol hinweg, erhält der Spieler eine Münze aus der Bank, beendet er seinen Zug auf einem Feld mit Erfahrungssymbol erhält er einen Erfahrungspunkt, auf einem Feld mit Gefahrensymbol muss er stattdessen eine Gefahrenkarte ziehen und deren Effekte anwenden. Beendet das Raumschiff seinen Zug auf einem Feld im Orbit eines Planeten mit Verbindung zu einem Spezialfeld auf dessen Oberfläche, kann der Spieler nun versuchen, eines seiner Module dort abzusetzen, was ihm Siegpunkte und Münzen einbringt. In den Erkundungsaktionen ist es auch möglich, gegnerische Raumschiffe anzugreifen und diese ggf. zu zerstören, was Zerstörungstokens bringt. Nachdem der aktive Spieler so alle seine Raumschiffe bewegt hat, ist der nächste Spieler am Zug. Nach 8 bzw. 13 Runden erfolgt dann eine Endwertung, in die neben den erfolgreich abgesetzten Modulen auch die erzielte Erfahrung, Geldvorräte und Zerstörungstokens einfließen. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

Exploration ist ein wirklich gut gemachtes und sehr anspruchsvolles Strategiespiel, das einen ziemlich großen Spieltisch voraussetzt, vor allem, wenn man mit den Zusatzspielplänen spielen will. Und man sollte auch gerade für die erste Partie viel Zeit einplanen. Die Regeln an sich bieten zwar keine Tücken, aber es dauert, bis man sich in diese eingearbeitet und sie verstanden hat, so dass eine kleine Testrunde, um sich mit den grundlegenden Spielmechaniken vertraut zu machen, nicht schaden kann. Dies gilt umso mehr, weil die deutsche Übersetzung der Regeln an einigen Stellen etwas schwammig formuliert ist. Doch ließen sich hier die Unklarheiten durch einen Abgleich mit den aktualisierten englischen Regeln, die auf der Homepage des Verlages zum Download bereitstehen, schnell beseitigen. Nachdem diese Klippen umschifft waren, hat sich uns Exploration jedenfalls als spannendes Spiel präsentiert, wobei wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen, dass die Downtime für inaktive Spieler teils recht beträchtlich ist und in unserer Testrunde irgendwann die Münzen ausgingen, was aber den positiven Gesamteindruck nicht geschmälert hat.

Titel: Exploration
Autor: Damian Korus
Verlag: Ply Games