Discordia

Auf der SPIEL 23 in Essen sind wir am Stand von Iron Games über das Strategiespiel Discordia des Autors Bernd Eisenstein gestolpert. Da der Titel recht vielversprechend aussah und zudem eine interessante Thematik als Hintergrundstory – man spielt einen Statthalter in Germanien zur Römerzeit – hatte, haben wir uns ein Exemplar besorgt, das wir uns in unserem heutigen Mittwochsspecial einmal etwas genauer anschauen wollen. Als Verpackung dient dem Spiel eine quadratische Standardbox mit ansprechender Covergestaltung aus der Feder von Lukas Siegmon, der auch für das sonstige Artwork verantwortlich zeichnet. Im Innern der Box sorgt dann ein Tiefzieheinleger für Ordnung beim doch recht umfangreichen Spielmaterial. Dieses besteht aus dem Spielplan, 4 Stadtplänen, 206 Plättchen, weiteren 14 Plättchen für das Solospiel, 4 Ringen, einem Stoffbeutel, 3 Würfeln, 141 Figuren, 48 Sternen, dem Startspielerstein, sowie dem Regelheft in deutscher und englischer Sprache.

Wir schreiben das Jahr 49 nach Christus. Als Statthalter Roms versuchst Du, Deine Stadt gegen die Angriffe der Germanen zu rüsten und gleichzeitig Handel, Wirtschaft und Infrastruktur auszubauen. Denn es hat sich hoher Besuch angekündigt: Agrippina, die Frau von Kaiser Claudius, wird zusammen mit ihrem Sohn Nero auch in Deiner Stadt erwartet…

Zur Spielvorbereitung wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt und gemäß Anleitung mit dem für die Spielerzahl passenden Spielmaterial bestückt, bzw. dieses als allgemeiner Vorrat neben dem Spielplan bereitgelegt. Anschließend erhalten alle Spieler ihren Stadtplan, einen Manipulator, einen Versorgungsring, 6 Sterne aus dem Vorrat, sowie 15 Figuren, welche aus dem Stoffbeutel gezogen werden. Nun wird ein Startspieler bestimmt, worauf entgegen dem Uhrzeigersinn, beginnend mit dessen rechtem Nachbarn, die Spieler reihum eines der Stadtplättchen aus der Auslage wählen und auf ihrem Stadtplan ablegen. Eventuelle Boni werden sofort genutzt. Jetzt kann das eigentliche Spiel starten. Discordia wird über insgesamt 4 Runden gespielt, welche alle aus jeweils 6 Phasen bestehen. In den Phasen 1 bis 5 würfelt hierbei immer der so genannte Maximus-Spieler die 3 Würfel, und platziert diese auf den passenden Würfelfeldern des Spielplanes. Der Maximus-Spieler wählt dann einen der Würfel aus, den er zu sich nimmt, und führt eine der möglichen Aktionen aus. Die anderen Spieler wählen reihum aus den verbliebenen Würfeln einen und führen analog eine der dazugehörigen, möglichen Aktionen aus. Dies kann den Bau eines Schiffes, einer Kaserne, eines Marktes oder eines Feldes aus der Spalte unterhalb des gewählten Würfels bedeuten, sofern auf dem eigenen Stadtplan ein freier Bauplatz vorhanden ist oder ein vorhandenes Plättchen überbaut werden soll. Alternativ kann der Spieler auch eine der Aktionen auf dem Aktionsplättchen unterhalb des Würfels wählen und diese ausführen. Hierdurch können Figuren aus dem eigenen Vorrat auf Gebäude gesetzt, neue Bauplätze geschaffen, die Entwicklungs- oder Expeditionsleiste erweitert, oder Sterne erworben werden. Wählt ein Spieler hierbei einen Würfel, in dessen Spalte gerade das Jahreszeitenboot steht, erhält er zusätzlich noch den angegebenen Bonus. Genauso kann er auch durch das Legen von Stadt- oder Stadtausbauplättchen Boni erhalten. Neben diesen Hauptaktionen ist es zudem noch möglich, Nebenaktionen in Form einer Sonderentsendung von Figuren auszulösen, wenn Farbe und Wert des gewählten Würfels mit einem oder mehreren Stadtplättchen auf dem eigenen Stadtplan übereinstimmen. Haben so alle Spieler einen Würfel gewählt und Aktionen ausgeführt, wird das Jahreszeitenboot ein Feld weitergeschoben, der nächste Spieler wird zum Maximus und die nächste Phase startet. Nach Ende der 5. Phase folgt noch die 6. Phase, in der die Ereignisse zum Jahresende abgehandelt werden. Hierbei überprüfen die Spieler reihum, beginnend mit dem Startspieler, ob sie genügend Militäreinheiten in voll besetzten Kasernen haben, um den aktuellen Germanenangriff abzuwehren. Ist dies der Fall, erhalten sie den entsprechenden Bonus. Ist dies nicht der Fall, erleiden sie ggf. Schaden. Anschließend wird der Infrastrukturmangel in der eigenen Stadt überprüft, indem die sichtbaren Infrastrukturmangelsymbole und unbesetzte Stadtplättchen gezählt werden. Von diesem Wert wird der Wert auf der Aquäduktleiste abgezogen und der Spieler muss die entsprechende Anzahl Figuren aus dem Beutel ziehen, bzw. darf bei einem negativen Wert Figuren aus seinem Vorrat in den Beutel abwerfen. Zuletzt werden noch alle Figuren, die auf voll besetzten Stadtplättchen stehen, in den Beutel geworfen. Hat nun ein Spieler keine Figuren mehr in seinem Vorrat, hat er das Spiel sofort gewonnen. Ansonsten startet die nächste Runde und am Ende der 4. Runde gewinnt, wer die wenigsten Figuren in seinem Vorrat hat.

Discordia ist eigentlich ein wirklich schönes, anspruchsvolles Strategiespiel, das durch die hohe Varianz beim Spielaufbau und den Glücksfaktor beim Würfeln auch bei mehreren Partien hintereinander stets einen hohen Wiederspielwert hat. Seine Achillesferse ist aber das Regelheft, das einen auch bei mehrmaligem Durchlesen nicht selten ratlos dastehen lässt. Hier wären an manchen Stellen einfach andere Begrifflichkeiten besser, damit man auch als Einsteiger sofort versteht, was gemeint ist. Von daher ist bei Discordia eine Proberunde, in der sich alle mit den Spielmechanismen vertraut machen können, mehr als empfehlenswert. Danach steht dem Spielspaß dann eigentlich nichts mehr im Wege, denn, hat man sie einmal verstanden, sind die Regeln an sich eigentlich recht einfach. Beim Spiel halten sich dann Strategie und Glück in etwa die Waage, denn alle Planungen nutzen nichts, wenn der Maximus-Spieler nicht die benötigte Zahl in der gewünschten Farbe würfelt, oder sich den entsprechenden Würfel selbst sichert. Einen kleinen Abzug in der B-Note müssen wir auch für die Stadtpläne und den Spielplan vergeben, die sich leider alle aufgrund des mehrschichtigen Aufbaus, bei dem die beiden Schichten miteinander verklebt sind, wie Bananen verbogen haben. Aber mit etwas sanfter Gewalt, ist dieses Problem im Regelfall leicht lösbar.

Titel: Discordia
Autor: Bernd Eisenstein
Verlag: Iron Games