Die weiße Burg

In unserem heutigen Mittwochsspecial geht es um ein Spiel, das zugegeben schon etwas länger auf unserem To-Do-Stapel lag, und zwar das Dice-Placement-Spiel Die weiße Burg. Angekündigt wurde der Titel, der im Original beim spanischen Verlag Devir Games erschienen ist, mit den Herbstneuheiten des Stuttgarter Kosmos Verlages und gelangte dann auch recht schnell zur Auslieferung. Entwickelt wurde das Spiel von dem Autorenduo Sheila Santos und Israel Cendrero, während Joan Guardiet für das Artwork verantwortlich zeichnet, das uns dann auch gleich schon mit der Covergestaltung der Box perfekt auf die Japanthematik, die dem Titel zugrunde liegt, einstimmt. Die Box an sich ist eine kompakte Rechteckbox, welche ohne weiteren Einleger auskommt, denn sie ist platzsparend wirklich pickepackevoll mit Spielmaterial, so dass auch so alles an seinem Platz bleibt. Das Spielmaterial an sich besteht dabei aus dem Spielplan, 3 Brücken, 4 Tableaus, 60 Holzfiguren, 77 Karten, 15 Würfeln, 79 Plättchen, 12 Steinen, 15 Markern, sowie dem Regelheft.

Im Jahr 1761 ist die Burg Himeji der Sitz des Daimyos und die mächtigen Familien wetteifern um die Gunst des Regionalfürsten. Wird es Dir gelingen, Deine eigene Familie durch kluges Taktieren an die Spitze zu bringen?

Zur Spielvorbereitung wird der Spielplan in der Tischmitte platziert und gemäß Anleitung mit Spielmaterial bestückt. Die Spieler erhalten ihr Spielertableau und das Spielmaterial ihrer Farbe, welches sie auf dem Tableau und dem Spielplan platzieren. Liegen die Ressourcen- und Aktionskarten für die Startaufstellung, wie auch das sonstige allgemeine Spielmaterial bereit, wählen die Spieler in umgekehrter Spielerreihenfolge je ein Paar aus einer Ressourcen- und Aktionskarte aus. Sie erhalten dann entsprechend der Ressourcenkarte Ressourcen und ggf. Geld oder Bonus-Karten und legen die Ressourcenkarte anschließend umgedreht in den Laternenbereich ihres Tableaus, während die Aktionskarte rechts auf dem Tableau platziert wird. Nun kann die eigentliche Partie starten. Die weiße Burg wird über 3 Runden gespielt, wobei jeder Spieler in jeder Runde 3 Züge hat. Es wird hierbei immer in Spielerreihenfolge gespielt, welche sich durch die Position der Einflussmarker auf der Jahreszeitenleiste ergibt. In seinem Zug wählt der jeweils aktive Spieler einen der Würfel an einem der Enden einer der 3 Brücken, welcher dann auf eines der Würfelfelder auf dem Spielplan oder auf dem eigenen Tableau gesetzt werden kann. Hierbei erhält der Spieler Münzen, wenn der Würfel mehr Augen anzeigt, als auf dem Würfelfeld abgebildet sind, bzw. muss entsprechend Münzen zahlen, wenn der Würfel weniger Augen zeigt. Danach führt er die entsprechende Aktion aus, was den Erhalt von Rohstoffen oder Siegeln, das Vorrücken auf der Jahreszeitenleiste oder das Setzen von Höflingen, Gärtnern oder Soldaten bedeuten kann. Letzteres kann wiederum Folgeaktionen auslösen, durch die die Spieler Karten, zusätzliche Ressourcen, Siegpunkte, Geld oder Siegel erhalten, oder auch zu noch weiteren Aktionen führen. Haben alle Spieler alle ihre Züge durchgeführt, werden zuletzt die Gärten an den Brücken, auf denen noch mindestens ein Würfel liegt, aktiviert, anschließend alle Würfel neu gewürfelt und wieder auf die Brücken gelegt und zuletzt noch die Spielerreihenfolge für die nächste Runde ermittelt. Nach Ende der dritten Runde erfolgt eine Endwertung und wer dann die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

Wir hatten ja schon die eine oder andere Rezension zu Die weiße Burg gelesen und wussten daher, dass wir es hier mit einem anspruchsvollen Strategiespiel zu tun haben werden. Um es vorwegzunehmen, wir wurden in dieser Einschätzung vollauf bestätigt. Die Grundregeln des Spiels sind dabei eigentlich recht einfach und auch schnell erlernt, aber wir hatten selten ein so komplexes Strategiespiel auf dem Tisch. Hier muss man wirklich gefühlt tausend Dinge gleichzeitig im Auge haben und letztlich reichen dann die Spielzüge doch nie, um alles, was man sich vorgenommen hat, auch auszuführen. Dies ist umso mehr der Fall, wenn einem dann die Mitspieler die fest eingeplanten Würfel vor der Nase wegschnappen und man auch keine Münzen oder Siegel mehr hat, um vielleicht mit einem anderen Würfel die geplante Aktion doch noch zu starten. Wenn dann aber einmal alles so läuft wie geplant, kann man vor allem ab der Mitte des Spiels auch immer wieder Kaskadeneffekte auslösen, durch die man in einem einzigen Zug eine Vielzahl von Aktionen nacheinander durchführen kann. Wir waren jedenfalls selten so von einem Strategiespiel begeistert wie von Die weiße Burg, wobei man natürlich nicht verschweigen darf, dass die Downtime für die inaktiven Spieler hier manchmal schon sehr lang werden kann.

Titel: Die weiße Burg
Autoren: Sheila Santos, Israel Cendrero
Verlag: Devir Games / Kosmos