Kyoto

Im Vertrieb von Pegasus finden sich auch die Spiele des noch jungen Hamburger Verlages Deep Print Games. Dieser hat Ende 2020 das Klimaspiel Kyoto des Autorenduos Sabine Harrer und Johannes Krenner herausgebracht. Zum Thema passend ist denn auch das Cover der recht kompakten, quadratischen Box gestaltet, in der das umweltgerecht plastikfreie Spielmaterial sehr platzsparend untergebracht ist. Dieses besteht aus einem Spielplan, 52 Karten, 23 Markern, 63 Geldscheinen, 6 zusammensteckbaren Haltern, einem ebenfalls zusammensteckbaren Pult, sowie dem Regelheft.

Es ist 5 vor 12 auf der Weltklimakonferenz! Die Studien, die den Teilnehmern vorliegen, sind mehr als besorgniserregend und nur wenn alle zusammenarbeiten, lässt sich die globale Klimakatastrophe noch abwenden. Doch werden alle Länder bereit sein, auf einen Teil ihres Wohlstandes zu verzichten? Und wie werden die Lobbyverbände im Hintergrund die einzelnen Nationen beeinflussen?

Zur Spielvorbereitung wird zunächst der Spielplan in die Tischmitte gelegt und gemäß Anleitung mit Tier-, Thermometer- und Wolken-Markern bestückt. Jeder Spieler wählt sich die Flagge des Landes, das er spielen möchte, steckt sie in den Halter und stellt diesen vor sich auf. Danach wird das Geld bis auf 3 Scheine, die den Umweltfonds bilden, unter den Spielern aufgeteilt, die Wohlstandskarten gemischt und an jeden Spieler die in den Regeln angegebene Anzahl ausgeteilt. Auch die Agendakarten werden gemischt. Von ihnen erhält jeder Spieler 3, von denen er 2 als seine geheimen Ziele auswählt. Zuletzt werden noch die Studienkarten gemischt und neben der Zentralkarte platziert und ein Vorsitzender ausgewählt, der die Vorsitzkarte und das Rednerpult erhält. Kyoto besteht aus 12 Verhandlungsrunden mit jeweils 4 Phasen. In der Vergütungsphase nimmt der Vorsitzende 2 Millionen aus dem Umweltfonds und alle Spieler, die noch Wohlstandskarten unter ihrem Flaggenhalter liegen haben, nehmen diese zurück auf die Hand. Danach folgt in Phase 2 die Studienverlesung. Hier zieht der Vorsitzende 2 Karten vom Studienstapel, liest sie sich durch, wählt eine aus und steckt diese so ins Rednerpult, dass die verborgenen Schäden für seine Mitspieler nicht sichtbar sind. Diese Karte gibt für die aktuelle Runde ein Klima- und ein Finanzierungsziel vor, sowie die Schäden, die entstehen, wenn es verfehlt wird. In der Aushandlungsphase kann jeder Spieler bis zu 2 Wohlstandskarten von seiner Hand, sowie beliebig viel Geld aus seiner Staatskasse beisteuern, um die Ziele der aktuellen Studie zu erreichen. Er kann auch Geld aus seiner Staatskasse nutzen, um andere Spieler zu bestechen, ausgespielte Wohlstandskarten zurückzunehmen oder noch zusätzliche auszuspielen. Dies alles muss innerhalb von 90 Sekunden geschehen. In der 4. Phase folgt dann die Auswertung. Sind die Ziele der aktuellen Studie erreicht, entscheidet der Vorsitzende, welche der ausliegenden Wohlstandskarten und Geldscheine er zur Erfüllung der Ziele verwendet. Überschüssige Karten und Geldscheine gehen an die betreffenden Spieler zurück. Sind die Ziele nicht erreicht, nehmen alle Spieler ihre Karten und Geldscheine zurück und der Vorsitzende führt alle angegebenen Schadensaktionen der Agendakarte durch. Dann geht der Vorsitz an seinen linken Nachbarn und die nächste Runde beginnt. Die Partie endet sofort, wenn eine Art von Umweltschaden ihren kritischen Wert erreicht hat oder nach 12 Verhandlungsrunden. In beiden Fällen erfolgt eine Endwertung, wobei im ersten Fall das Land mit den meisten Punkten verliert, im zweiten Fall dagegen gewinnt.

Dass die Bekämpfung des Klimawandels früher oder später auch als Brettspiel thematisiert wird, war klar, so drängend wie dieses Problem ist. Deep Print Games ist es mit Kyoto gelungen, diese Thematik mehr als gekonnt in ein wirklich kurzweiliges, gut spielbares, kleines Brettspiel zu verpacken, das uns extrem viel Spaß bereitet hat. Wie im wirklichen politischen Leben auch sind gerade die Verhandlungsrunden, um die Agendaziele zu erreichen, ein zähes Hin und Her, weil jeder letztlich doch seine eigenen Interessen nicht gänzlich aufgeben will. Und so bleibt es immer spannend, ob nach Ende der 90 Sekunden wirklich genug Geld und Wohlstandskarten zusammengekommen sind, um die Ziele zu erfüllen.

Titel: Kyoto
Autoren: Sabine Harrer, Johannes Krenner
Verlag: Deep Print Games / Pegasus