Venedig

Unter den Neuheiten, die Giant Roc anlässlich der letztjährigen SPIEL digital vorgestellt hatte, war auch das Worker Placement-Spiel Venedig des Autorenduos David Turczi und Andrei Novac. Schon die Covergrafik der rechteckigen Standardbox lässt gleich Italienfeeling aufkommen und nimmt einen mit in die mittelalterliche Lagunenstadt. In ihrem Inneren finden wir ein wirklich gut durchdachtes Verpackungssystem mit 5 kleinen Pappboxen in Spielerfarben, in denen sämtliche Spielsteine des jeweiligen Spielers verstaut sind und einer sechsten Box für allgemeine Spielsteine. Diese summieren sich auf über 130 Holzteile und die 10 Gondelminiaturen, zu denen noch der doppelseitige Spielplan, 5 Spielertableaus, 104 Karten, 12 Plättchen, Münzen und die Spielanleitung hinzukommen.

Die Serenissima ist durch Handel reich und mächtig geworden. Die großen Kaufmannsfamilien der Stadt wetteifern dabei um Macht und Einfluss im Rat der Stadt, wobei sowohl legale als auch illegale Mittel genutzt werden, um die Konkurrenten auszustechen. Doch allzu auffällig sollte man dabei nicht vorgehen, denn die Inquisition hat immer ein waches Auge auf das Treiben der Bürger und manch einer, der sich schon als Sieger wähnte, wird am Ende trotzdem alles verlieren.

Hat sich die Spielerunde darauf geeinigt, wer welche Farbe bekommt und ob mit der Tag- oder Nachtseite des Spielplanes gespielt werden soll, wird dieser mit den Gebäudeplättchen bestückt und auf die Siegpunkte- und Hauptratsleiste jeweils ein Spielerchip auf die Startfelder gelegt. Die übrigen Spielerchips kommen auf die Schriftrollen- und Intrigenleiste der jeweiligen Spielertableaus. Danach werden Vertrags- und Einflusskarten gemischt. Während letztere als verdeckter Stapel bereitgelegt werden, erhält jeder Spieler 3 Vertragskarten, von denen er 2 auswählt und eine zurück unter den Vertragskartenstapel legt. Sobald auch noch der Spielendemarker auf die Hauptratsleiste gesetzt ist, die Spieler ihr Startkapital erhalten haben und ein Startspieler bestimmt ist, platzieren – beginnend mit dem Startspieler – alle Spieler nacheinander ihre beiden Gondeln auf eine der Anlegestellen des Spielplanes. Nun kann es losgehen. In Venedig führt der aktive Spieler in seinem Zug immer maximal 5 Aktionen nacheinander durch. Als erste Aktion kann der aktive Spieler eine Einflusskarte ausspielen, deren Aktionen sofort abgehandelt werden. Anschließend muss in der zweiten Aktion der Gondoliere von der einen in die andere Gondel versetzt werden, oder der Spieler muss 3 Münzen zahlen, um ihn in der aktuellen Gondel zu belassen. In der dritten Aktion bewegt der Spieler die Gondel mit dem Gondoliere auf den Kanälen. Die erste Bewegung ist kostenlos, für alle weiteren werden die auf dem Spielplan aufgedruckten Kosten fällig, sofern Einflusskarten oder eigene Brücken dies nicht verhindern. Passiert die Gondel auf ihrer Fahrt die andere eigene Gondel, können Waren zwischen den Gondeln getauscht werden. Passiert sie eine fremde Gondel, wird ein Treffen abgehalten, bei dem die beteiligten Spieler Schriftrollen verlieren oder Intrigen hinzugewinnen. Passiert man ein Gebäude mit einem eigenen Gehilfen darin, kann man dieses aktivieren und die entsprechenden Aktionen ausführen. Sobald man an einer Anlegestelle anlegt, endet die Fahrt und damit die dritte Aktion. Die anschließende vierte Aktion ist wieder optional. Hier kann ein Vertrag erfüllt werden, sofern die Bedingungen erfüllt sind. In der abschließenden fünften Aktion kann das Gebäude, an dem man angelegt hat, mit einem eigenen Gehilfen besetzt werden, sofern noch keiner darin steht. Steht schon ein eigener Gehilfe im Gebäude, wird dieser verbessert. In beiden Fällen kann das Gebäude anschließend noch aktiviert werden. Danach ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe. Die Partie endet, wenn die letzte Vertragskarte gezogen wurde oder der erste Spielerchip das markierte Feld auf der Hauptratsleiste erreicht. Es erfolgt nun eine Endwertung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Venedig ist ein wirklich toll gemachtes Worker Placement-Spiel, das allein schon durch sein liebevoll gestaltetes Spielmaterial zu begeistern vermag. Allerdings hat es ein großes Manko und das ist sein Regelheft. Die Spielregeln an sich sind nicht schwierig und eigentlich auch logisch, nur sind diese in der Anleitung so unklar und schwammig formuliert, dass man im ersten Moment nicht immer so genau weiß, was nun zu tun ist. Von daher empfiehlt es sich, erst eine Testrunde zu spielen, um sich mit den Mechanismen vertraut zu machen. Ansonsten kann eine Partie schnell sprichwörtlich aus dem Ruder laufen. Hat man diese Regelklippe umschifft, ist Venedig ein sehr kurzweiliges, spannendes Spiel, bei dem man sehr klug taktieren muss, um am Ende zu gewinnen. Was auch erfreulich ist, ist die Tatsache, dass zusätzlich noch die Materialien für eine Spielvariante wie auch für das Solospiel schon beiliegen.

Titel: Venedig
Autoren: David Turczi, Andrei Novac
Verlag: Brain Crack Games / Giant Roc