Campus Galli

Bei Meßkirch am Bodensee entsteht ja schon mehreren Jahren mit historischen Arbeitstechniken eine mittelalterliche Klosteranlage nach Plänen des berühmten Klosterplanes von St. Gallen. Dies hat der Autor Steffen Bogen nun als Aufhänger für ein Brettspiel genutzt, das Thema unseres heutigen Mittwochsspecial sein soll. Campus Galli ist Anfang 2025 bei Hutter erschienen und wird in einer quadratischen Standardbox geliefert, deren Cover die Szenerie einer mittelalterlichen Klosteranlage ziert. Nehmen wir den Deckel ab, so sorgen im Innern der Box ein Pappeinleger und mehrere Clipbeutel für Ordnung beim Spielmaterial. Dieses wiederum besteht aus dem Spielplan, einem Beutel, 45 Bauteilen, 11 Gebäuden, vier Tableaus, 100 Figuren, einer Tafel, 48 Plaketten, 3 Würfeln, einem Absperrband, 222 Karten und dem Regelheft.

Aus dem Nichts eine Klosteranlage zu bauen, ist um das Jahr 800 keine leichte Aufgabe. Aus Holz- müssen irgendwann Steinbauten werden und auf der Baustelle lauern viele Gefahren und Krankheiten…

Campus Galli kann in drei Schwierigkeitsstufen gespielt werden. In der ersten Stufe wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt und gemäß Anleitung mit den Gebäuden bestückt. Die zum Level passenden Bauteile kommen in den Beutel bzw. als so genannte Bauhütte offen neben den Spielplan. Unter diesen wird zudem die Aufgabentafel platziert. Dann werden die Aufgabenkarten des Levels verdeckt gemischt und neben die Tafel gelegt. Alle Spieler erhalten ein Tableau und einen Satz von 15 Figuren in der Farbe ihrer Wahl. Außerdem wird an jeden Spieler verdeckt eine Engelskarte ausgeteilt und je nach Spielerzahl eine bestimmte Anzahl der Aktionskarten von Level 1. Diese Karten mischen die Spieler verdeckt und legen sie auf das Feld „dieses Jahr“ ihres Tableaus. Ist noch die entsprechende Anzahl an Aufgabenkarten aufgedeckt und auf die Aufgabentafel gelegt worden, kann es losgehen. In jeder Runde ziehen die Spieler zwei Karten von ihrem Aktionskartenstapel. Eine wählen sie aus und legen sie verdeckt auf das Feld mit der Sonnenuhr auf ihrem Tableau, die andere verdeckt auf das Feld „nächstes Jahr“ ihres Tableaus. Dann decken alle Spieler die Karte auf ihren Sonnenuhrfeldern auf. Wessen Karte den niedrigsten Wert hat, ist als Erster am Zug, um die Aktion auszuführen. Dies bedeutet, ein Bauteil aus dem Beutel zu ziehen oder eines der offen ausliegenden der Bauhütte zu nehmen und auf einem Gebäude auf dem Spielplan, das nicht auf der Pergamentseite liegt, abzulegen. Erfüllt der Spieler so eine oder mehrere Aufgaben nimmt er die entsprechende Karte von der Aufgabentafel. Zudem kann der Spieler eine seiner Figuren als Baumeister auf das gelegte Bauteil stellen und / oder er muss eine Figur als faulen Mönch auf den Spielplan legen, wenn er die jeweiligen Bedingungen hierfür erfüllt. Haben alle ihren Zug ausgeführt, legen sie die genutzte Aktionskarte auf das rot-blaue Feld ihres Tableaus und füllen ggf. die Auslage an Aufgabenkarten wieder auf. Haben die Spieler nun keine Karten mehr auf ihrem „dieses Jahr“ Feld, mischen sie die Karten auf dem „nächstes Jahr“ Feld ihres Tableaus durch und nutzen diese als neuen Zugstapel. Sind die Karten auf dem „dieses Jahr“ Feld ein zweites Mal aufgebraucht, ist die Partie zu Ende. Die Spieler addieren nun die Anzahl der Siegel auf ihren gewonnenen Aufgabenkarten mit der Anzahl ihrer Baumeister und ziehen hiervon die Anzahl ihrer faulen Mönche wieder ab. Wer so die meisten Punkte hat, gewinnt. Bei den Leveln 2 und 3 ändert sich am grundsätzlichen Spielaufbau nichts, aber es kommen zusätzliche Karten für die Level sowie weiteres Spielmaterial und zusätzliche Regeln hinzu.

Es passiert uns ja ehrlich gesagt bei Spielen von Hutter eher selten, dass wir hinterher mit einer etwas zwiespältigen Meinung dastehen, aber bei Campus Galli ist das leider der Fall. Das Spiel an sich ist von der Grundidee her wirklich gut und spielt sich nicht zuletzt wegen der eigentlich einfachen Regeln dann auch recht flott. Aber die Regeln sind zugleich auch die Achillesferse dieses Titels. Denn hier ist einfach zu viel zu schwammig formuliert, so dass man dann als Gruppe erstmal ausdiskutieren muss, was der Autor denn nun meint und wie man in gewissen Situationen zu agieren hätte. Außerdem stimmen die Angaben zum Spielmaterial schlicht und ergreifend nicht mit dem überein, was man in der Box vorfindet. Und in manche Karte hat sich auch der eine oder andere Fehler eingeschlichen, was aber wahrscheinlich bei einer neuen Auflage beseitigt werden wird. Hat man diese Klippen einmal umschifft, steht dem Spielspaß dann eigentlich aber auch nichts mehr im Wege. Was zudem positiv zu vermerken ist, ist die Tatsache, dass man dieses Spiel in drei Schwierigkeitsstufen spielen kann, man also in gewisser Weise mit dem Grundspiel auch gleich noch zwei Erweiterungen bekommt. Und zudem enthält das Regelheft auch noch mehr als interessante Hintergrundinfos zum Klosterplan von St. Gallen.

Titel: Campus Galli
Autor: Steffen Bogen
Hersteller: Hutter